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Science Center Netzwerk im Aufbau  
  Zahlreiche Institutionen in Österreich widmen sich der interaktiven Vermittlung von Wissenschaft. Ein "Science Center" nach internationalem Vorbild gibt es bisher aber nicht. Die Aktivitäten bestehender Einrichtungen bündeln und neue Projekte anregen will nun der Verein "Science Center Netzwerk". Anlässlich einer Auftaktveranstaltung am Mittwoch in Wien stellt Geschäftsführerin Barbara Streicher die Initiative in einem Gastbeitrag vor.  
Wissenschaft und Technik begreifen
Von Barbara Streicher

Wissenschaft und Technik prägen mit ihren Anwendungen unseren Alltag. Dennoch scheinen sie vielen Menschen unbegreifbar und sie überlassen daher die Auseinandersetzung und damit auch die Verantwortung dafür gerne den so genannten ExpertInnen.

In vielen Ländern gibt es Science Center als Orte einer spielerischen Begegnung von Laien mit Wissenschaft und Technik. Interaktive Ausstellungsstücke machen hier Phänomene wie auch Anwendungen buchstäblich "begreifbar". Bei den Lernenden löst dies oft große Begeisterung und auch Interesse für eine tiefer gehende Auseinandersetzung aus.

In Österreich gibt es kein derartiges Science Center. Sehr wohl gibt es aber hierzulande Science-Center-ähnliche Aktivitäten, durch die etwa Gentechnik, Mathematik, Physik oder virtuelle Realitäten erfahrbar sind.
Vernetzung der Akteure
Eine neue Initiative, das österreichische "Science Center Netzwerk", will die Akteure aus der noch kleinen österreichischen Science Center Szene zu einem aktiven Netzwerk zusammenbringen. Damit will sie eine größere Sichtbarkeit und Vielfalt von Science Center Angeboten bewirken.

Partner im Netzwerk werden vom Austausch der vorhandenen Expertise profitieren und sich zu neuen Projekten zusammenfinden, die einzelne Partner nicht alleine durchführen können. Außerdem sollen Aktivitäten an verschiedenen Orten, für unterschiedliches Publikum und somit nachhaltiger angeboten werden.

Partner werden übrigens nicht nur etablierte Science Center Initiativen oder Museen sein. Auch Unternehmen, Designer, Universitätsangehörige, Bildungseinrichtungen, öffentliche Stellen und nicht zuletzt die Medien zeigen Interesse daran, aktiv im Netzwerk mitzuarbeiten, um ein kontinuierliches, vielfältiges Angebot an Science Center Aktivitäten in Österreich zu verwirklichen.
Vielfalt durch Kooperation
Dabei soll jedem Partner unbedingt die Eigenständigkeit erhalten bleiben. Denn gerade in der Vielfalt der Kompetenzen und Blickwinkel liegt die Stärke eines Netzwerks.

Es kann durch die Kooperation der Partner Themen in einer Breite und Diversität darstellen, wie es Einzelinitiativen oder auch einem einzelnen Wissenschaftsmuseum nie möglich sein kann.

Derartige neue Zusammenstellungen würden auch ein vielfältigeres Angebot für das Zielpublikum bedeuten und dem Spektrum der Wahrnehmungen in der Gesellschaft zum jeweiligen wissenschaftlichen bzw. technologischen Thema entsprechen.
Gesellschaftlicher Zusammenhang wichtig
Den gesellschaftlichen Kontext von Naturwissenschaft und Technik aufzuzeigen, ist ein wesentlicher Anspruch des österreichischen Netzwerks. Denn in vielen Science Centern werden zwar in aufwändiger Weise Phänomene gezeigt und erklärt, aber der Bezug zur Alltagswelt der BesucherInnen kaum hergestellt.

Ein Netzwerk kann außerdem wesentlich flexibler auf neue Themen reagieren als ein klassisches Museum mit seinen hohen laufenden Kosten. Internationale Science Center beobachten daher mit Interesse, wie sich das österreichische Netzwerk entwickeln wird.
Benutzen statt besuchen
Das Science Center Netzwerk richtet seine Angebote explizit an "BenutzerInnen", nicht an "BesucherInnen". Dadurch wird offensichtlich, dass es nicht um ein Zur-Schau-Stellen und Bestaunen von Wissenschaft und Technik geht, sondern tatsächlich um Begreifen und Interagieren.

Der Zielgruppe wird somit eine wesentliche Verantwortung übertragen - nämlich selbst die Art und Tiefe der gewünschten Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema zu wählen.

Die Angebote sollen die BenutzerInnen dazu einladen, das Gelernte weiterzudenken und in Relation zu den eigenen Erfahrungen zu setzen.
Selbstbestimmtes, kritisches Lernen
Das kann bewirken, dass über die Kommunikation unter den BenutzerInnen - wie sie bei Science Center Aktivitäten oft spontan entsteht - verschiedenste Zugänge ersichtlich werden, die neue Lernerfahrungen bewirken.

Mit dem Ansatz, informelles, selbstbestimmtes Lernen in den Mittelpunkt zu stellen, ergänzen Science Center Aktivitäten die aktuellen Public Understanding of Science Initiativen.

Sie können nicht nur Begeisterung und Interesse wecken, sondern auch als Aus- und Weiterbildungsorte dienen und als öffentliche Orte der kritischen Auseinandersetzung mit Wissenschaft, Technik und deren Wechselbeziehungen mit der Gesellschaft genutzt werden.
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Auftaktveranstaltung am 18. Jänner
Treibende Kraft hinter der Initiative ist Margit Fischer, Frau des Bundespräsidenten, die sich schon seit über einem Jahrzehnt um den Aufbau eines Science Centers in Österreich bemüht. Sie ist nun Obfrau des neu gegründeten Vereins Science Center Netzwerk.

Potenzielle Partner des Netzwerks treffen am 18. Jänner zu einer Auftaktveranstaltung zusammen, mit ersten Initiativen für die Öffentlichkeit ist im Laufe des Jahres zu rechnen. Und alleine die zeitliche Abstimmung und ein Überblick über bereits geplante Aktivitäten einzelner Akteure stellen für viele Partner bereits einen wichtigen Mehrwert dar.
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Wissenschaft als Teil unserer Kultur
In Österreich wird Kultur wohl stark mit Musik und bildender Kunst, kaum aber mit Wissenschaft assoziiert.

In den letzten Jahren haben Public Understanding of Science Events zwar Menschen animiert, die Leistungen der heimischen Wissenschaft zu bestaunen, dennoch richten sich diese Angebote an ein bereits interessiertes und vorgebildetes Publikum.

Nicht jeder besucht die Lange Nacht der Forschung oder schickt seine Kinder zur Kinderuni.
Angebot auch an bildungsärmere Schichten
Die Vision des Science Center Netzwerks ist es, Begeisterung und Interesse für Wissenschaft und Forschung auch in bildungsärmeren Schichten zu wecken und mit den Partnern maßgeschneiderte Angebote für bisher vernachlässigte Zielgruppen zu erarbeiten.

Die heurige PISA-Studie hat den Schwerpunkt Naturwissenschaft. Es ist absehbar, dass sie Österreich auch in diesem Bereich einen Nachholbedarf an fundierter Ausbildung ausweisen wird.

Neue Lernformen und -orte werden gefragt und diskutiert werden - und hier könnten Science Center Aktivitäten einen wichtigen Beitrag liefern.

[17.1.06]
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Über die Autorin
Barbara Streicher ist Geschäftsführerin des Vereins Science Center Netzwerk.
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01.01.2010