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Norweger veröffentlichte erfundene Krebsforschung  
  Ein norwegischer Mediziner hat Daten zur Krebsforschung vermutlich frei erfunden. Die Studie sei ein beispielloser Fall von Schwindel, kommentierte die Fachzeitschrift "The Lancet", die die Daten publiziert hatte.  
Lancet-Chefredakteur Richard Horton kommentierte den Fall am Dienstag nach Bekanntwerden der Vorwürfe in der Osloer Zeitung "Aftenposten".
Studie über Mundhöhlenkrebs veröffentlicht
Das britische, hoch angesehene Fachjournal "The Lancet" hatte im Oktober eine Studie des Krebsforschers Jon Sudbo vom Radiumhospital in Oslo und 13 Mitautoren zur Behandlung von Mundhöhlenkrebs veröffentlicht.

Darin erklärten die Autoren, dass dieser Krebsart bei Rauchern durch Einnahme bestimmter schmerzstillender Mittel vorgebeugt werden könne.
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Der vermutlich gefälschte Artikel " Non-steroidal anti-inflammatory drugs and the risk of oral cancer: A nested case-control study" erschien in der Fachzeitschrift "The Lancet" (Bd. 366, Nr. 9494, S. 1359, 15. Oktober 2005).
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Angaben über Datenbank falsch
Dabei berief sich Sudbo auf Daten der norwegischen Datenbank CONOR mit angeblichen Angaben zu 123.234 Menschen aus den Jahren 1975 bis 1995.

Durch einen Fachkollegen des Autoren kam nach der Veröffentlichung der Studie ans Licht, dass die genannte Datenbank erst 1994 eingerichtet wurde.

Auch zahlreiche Detailangaben über die Nutzung der Datenbank seien frei erfunden, hieß es am Dienstag in norwegischen Medienberichten.
Vorwürfen wird nachgegangen
Die Leitung des Radiumhospitals erklärte, man werde umgehend Vorwürfen nachgehen, wonach Krebspatienten wegen dieser Forschungsergebnisse möglicherweise falsch behandelt worden sind. "Wir haben alle unsere nationalen wie internationalen Partner informiert, die von diesem Fall betroffen sind", sagte Klinikchef Stein Vaaler.

Sudbo meldete sich krank und gestattete vollständigen Einblick in seine Forschungsunterlagen durch eine externe Wissenschaftlergruppe.
Fachzeitschrift: "Eigene Sorgfaltspflicht nicht verletzt"
Lancet-Chefredakteur Horton sagte, sein Blatt habe die eigene Sorgfaltspflicht nicht verletzt. Derartige Betrugsversuche seien nicht immer rechtzeitig zu erkennen. Er könne aber nicht verstehen, warum 13 fachlich versierte Co-Autoren nicht in der Lage oder willens gewesen seien, den Schwindel zu durchschauen.

"Dieser Fall ist einzigartig", meinte Horton. Das Blatt will in seiner nächsten Ausgabe einen Widerruf des norwegischen Artikels veröffentlichen und davon abraten, die darin enthaltenen Angaben für Behandlungs- oder andere Forschungszwecke zu benutzen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 17.1.06]
->   Radiumhospital Oslo
->   Aftenposten
 
 
 
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01.01.2010