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Männer empfinden mehr Schadenfreude als Frauen  
  Männer erfreuen sich nach einer US-Studie deutlich mehr am Leid anderer als Frauen. Die Forscher beobachteten, wie die Gehirne mehrerer Testpersonen auf die Bestrafung eines Fremden reagierten, der zuvor bei einem gemeinsamen Spiel unfair agiert hatte.  
Die weiblichen Gehirne zeigten eine Reaktion in den Bereichen, in denen Schmerz verarbeitet wird. Die männlichen Gehirne waren vermehrt in den Bereichen aktiv, in denen Belohnungen verarbeitet werden.
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Die Studie "Empathic neural responses are modulated by the perceived fairness of others" von Tania Singer et al. erschien auf der Website von "Nature" (doi: 10.1038/nature04271).
->   Zum Abstract
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Offene Frage: Ererbt oder erlernt?
Unklar sei, ob die uneinheitliche Schadenfreude auf biologische Unterschiede oder erlernte Verhaltensweisen zurückzuführen sei, sagten die Forscher. Die Studie könnte jedoch erklären, warum Männer zumeist die Verantwortung für die Bestrafung Krimineller übernehmen, wie Co-Autor Klaas Stephan vom University College London sagte.

Seine Kollegin Tania Singer bezeichnete das Ergebnis der Untersuchungen als eine Überraschung und erklärte, es müsse von weiteren Studien bestätigt werden.
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Das Experiment
Die Forscher ließen die Probanden an einem Spiel teilnehmen, das Gefangenendilemma genannt wird. Dabei haben die Spieler die Möglichkeit, entweder zu kooperieren oder aber egoistisch zu agieren, was allerdings massive Nachteile für den Mitspieler nach sich zieht.
->   Gefangenendilemma - Wikipedia
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Frauen fühlen auch mit den Schummlern mit
Den Probanden wurde dann gezeigt, wie ein fairer Mitspieler mit einem leichten elektrischen Schlag bestraft wurde. Männer und Frauen reagierten gleich: In ihren Gehirnen wurden Aktivitäten in den für Schmerzen zuständigen Bereichen aufgezeichnet.

Erhielt jedoch ein unfairer Mitspieler einen Schlag, zeigten die Männer eine Reaktion in dem Bereich des Gehirns, in dem Belohnungen verarbeitet werden.

Die Reaktion der Frauen blieb dagegen gleich, sie fühlten offenbar auch den Schmerz des unkollegialen Mitspielers mit. In Frageböden drückten die Männer später ein stärkeres Bedürfnis aus, den Schwindler zu bestrafen.
Soziale Beziehungen ändern Gehirnströme
Bisherige Studien hatten bereits nachgewiesen, dass sich Empathie durch spezifische Erregungsmuster im Gehirn manifestiert.

Die Forschergruppe um Singer und Stephan zeigte nun, dass diese Muster durch soziale Beziehungen verändert werden können.

[science.ORF.at/APA/AP, 19.1.06]

Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Schimpansen sind weder schadenfroh noch selbstlos (17.1.06)
->   Empathie: Eine Frage des eigenen Könnens (3.10.05)
->   Die Zellen, die uns menschlich machen (17.6.04)
->   Sind auch Tiere zur Empathie fähig? (29.4.04)
->   Die Neurobiologie der Empathie (9.4.03)
 
 
 
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01.01.2010