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Malariaparasit entwickelt sich auch im Immunsystem  
  Forscher haben die Ausbreitung des Malaria-Erregers durch den Körper von Mäusen verfolgt: Überraschend entwickelt er sich nicht nur in der Leber weiter, sondern auch in den Lymphknoten des Immunsystems.  
Das unterstreiche die Komplexität einer Malaria-Infektion, schreiben Robert Menard des Pasteur Institute in Paris und sein Team in einer Online-Veröffentlichung der Fachzeitschrift "Nature Medicine".
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Der Artikel "Quantitative imaging of Plasmodium transmission from mosquito to mammal" erschien als Online-Veröffentlichung der Fachzeitschrift "Nature Medicine" (22. Jänner 2006; doi:10.1038/nm1350).
->   Abstract
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Nicht nur in der Leber zu finden
Plasmodium falciparum - der Parasit, der Malaria auslöst - wird von einem Moskito übertragen und muss in die Leber gelangen, um dort heranzureifen und sich zu vermehren. Über den Blutkreislauf befällt er dann die roten Blutkörperchen und lässt die Krankheit ausbrechen.

Die von der Mücke übertragenen unreifen Malaria-Erreger (Sporozoiten) gelangen über die Blutbahnen in die Leber. Die Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass die Leber der einzige Ort ist, wo sich die Parasiten weiter entwickeln können.

Menard und sein Team zeigten, dass sich die Sporozoiten aber auch in den Lymphknoten weiter entwickeln können. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Erkenntnis dazu beiträgt, Impfstoffe zu entwickeln, die gegen die Erreger wirken, bevor sie in der Leber reifen.
Fluoreszierende Sporozoiten
Menard infizierte Moskitos mit fluoreszierenden Sporozoiten und ließ diese Mäuse stechen: Jeder Moskito-Biss hinterließ durchschnittlich 20 fluoreszierende Sporozoiten in der Haut der Mäuse.

Nachdem sie die Haut verlassen hatten, verschafften sich die meisten Erreger Zugang zu den Blutgefäßen, um zur Leber zu gelangen.

Doch 25 Prozent der Sporozoiten drangen in Lymphgefäße des Immunsystems ein. Endstelle der Reise waren Lymphknoten in der Nähe des Moskitobisses.
In Lymphknoten weiterentwickelt
 
Bild: Robert Menard

Der Weg von Plasmodium-Sporozoiten durch die Dermis, das Lymphgefäße enhaltende Gewebe, einer Maus. Das weiße fluoreszierende Signal zeigt den Weg der Sporozoiten zwischen Minute vier und 14 nach der Übertragung, das grüne Signal zwischen Minute 20 und 27.

Innerhalb von vier Stunden nach dem Moskitostich waren viele der Lymphknoten-Sporozoiten nicht mehr funktionsfähig - teilweise wurden sie auch von den Immunzellen zerstört.

Eine kleinere Anzahl allerdings konnte der Zerstörung entkommen und entwickelte sich so, wie man es bisher nur in der Leber beobachtet hatte.

Nach 52 Stunden waren keine Sporozoiten mehr in den Lymphknoten vorhanden, - was laut Menard darauf schließen lässt, dass sich die Parasiten nicht gänzlich dort entwickeln können.
Können Immunsystem beeinflussen
Nur voll ausgebildete Erreger können rote Blutkörperchen infizieren und zum Ausbruch der Malaria-Krankheit führen.

Menard weist darauf hin, dass die Lymphknoten-Parasiten daher wahrscheinlich nicht zu den auftretenden Malaria-Symptomen beitragen, aber das Immunsystem und seine Reaktion auf Infektionen beeinflussen könnten.

Weitere überraschende Erkenntnis: Einige der Parasiten verweilten bis zu sieben Stunden nach dem Moskito-Biss in der Haut des Tieres. Laut den Forschern könnten sie so für eine zweite Welle der Infektion verantwortlich sein.

[science.ORF.at, 23.1.06]
->   Pasteur Institute
->   Der Weg der Plasmodium Sporozoites im Film
->   Alle Beiträge zum Stichwort Malaria in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010