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Gesichtstransplantation nur in Einzelfällen  
  Auf die Gesichtstransplantation bei einer 38-jährigen Französin hat nun auch die Österreichische Gesellschaft für Plastische Chirurgie reagiert: Diese Art von Transplantation sollte nicht zur Routine werden.  
"Die Rekonstruktion mit körpereigenem Gewebe sollte immer Vorrang vor hochriskanten Transplantationen von gespendetem Gewebe haben", sagte Professor Manfred Frey, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie am Dienstag. Zu bedenken seien vor allem ethische Punkte.
Psychologische Betreuung notwendig
"Die Tatsache, jeden Tag im Spiegel ein fremdes Gesicht zu sehen, ist nicht einfach zu verkraften", meinte der Mediziner. Auch für Mitmenschen sei es eine große Herausforderung, die Person als dieselbe anzusehen, wie vor der Operation.

"Deshalb ist es wichtig, dass die Patientin und auch ihr Umfeld psychologisch betreut werden."
Keine Garantie
Auch wenn die Operation gelinge, gebe es keine Garantie, dass der Körper das Gesicht nicht abstößt. "Die Frau hat eine ordentliche Chance, in fünf Jahren das Gesicht wieder zu verlieren." Eine Abkürzung der Lebenserwartung müsse die Französin ohnehin hinnehmen.

"Ein Patient muss ein Leben lang Medikamente einnehmen, um Abstoßungen zu unterdrücken. Das Immunsystem wird davon geschwächt und der Körper ist daher auch anfälliger für Infektionen", hieß es. Bei Rekonstruktion durch eigenes Gewebe würden sich diese Probleme gar nicht stellen.
In Österreich fünf bis zehn "Kandidaten" pro Jahr
Zu rechtfertigen sei eine Gesichtstransplantation aus Sicht des Wiener Arztes nur dann, wenn die gesamte Gesichtsfläche betroffen sei. "Bei Verbrennungen etwa, oder wenn der Patient die Beweglichkeit des Gesichts verloren hat", sagte der Chirurg zur APA.

In Österreich gebe es zwischen fünf und zehn Patienten pro Jahr die für eine Transplantation des Gesichts in Frage kämen. Der Französin wurde Ende November ein Dreieck aus Nase, Mund und Kinnpartien eingepflanzt.
Operation in Frankreich: "Pioniertat"
"Es macht keinen Sinn, zu glauben, dass das für jede starke Gesichtsverletzung die ideale Lösung ist. Die Operation in Frankreich ist eine Pioniertat."

Gesichtstransplantationen sollten nicht zur Routine werden, sondern müssen ganz besonders ausgewählten und vorbereiteten Einzelfällen vorbehalten bleiben," meinte Frey.

[science.ORF.at/APA, 8.2.06]
->   Österreichischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie
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01.01.2010