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Forscher: Dinosaurier durch Arsen ausgestorben  
  Nicht der Meteoriteneinschlag im Golf von Mexiko, sondern Arsen und andere giftige Schwermetalle sollen laut einer russisch-österreichischen Forschergruppe zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben.  
Zu diesem Schluss sind die Wissenschaftler der Russischen Akademie der Wissenschaften und des Wiener Naturhistorischen Museums nach Untersuchungen an der Kreide-Tertiärgrenze von Gams bei Hieflau in der Steiermark gekommen.

Den Impact (Einschlag des Meteoriten) habe es zwar gegeben, doch seien die Dinosaurier und andere Arten zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorben gewesen.
Vulkanausbruch: Giftige Stoffe in Atmosphäre und Meer
Die giftigen Stoffe seien durch Vulkanausbrüche vor allem in Indien und Neuseeland in die Atmosphäre und weiter ins Meer gelangt, erklärte Heinz Kollmann vom Naturhistorischen Museum in Wien auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Der Impact habe erst 500 bis 800 Jahre danach stattgefunden. "Wir glauben nicht, dass dieser Himmelskörper Grund für das Aussterben der Dinosaurier war", sagte Kollmann.

Vielmehr seien bereits vor diesem Ereignis tödliche Mengen von Arsen und andere Schwermetallen von den Organismen über Luft, Wasser und Pflanzen aufgenommen worden, erklärte Andrei F. Grachev von der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Dunkle Tonschicht markiert K/T-Grenze
Die Kreide-Tertiärgrenze (K/T-Grenze) markiert eine der größten Krisen in der Erdgeschichte, die zum Aussterben der Dinosaurier, der großen Meeresechsen und anderer Tiergruppen führte.

An vielen Stellen auf der Welt tritt an dieser Grenze eine dunkle Tonschicht auf - so auch in Gams (im Europäischen und Unesco Global Geopark Steirische Eisenwurzen) oder in China.
Vulkanischer Staub im tieferen Abschnitt
Die Forscher aus Russland und Wien untersuchten nun diese Schicht. Dabei wurde eine bisher nicht bekannte Zweiteilung der Abfolge entdeckt: Im tiefer liegenden Abschnitt kommen Arsen sowie wenige tausendstel Millimeter große Körnchen von Metallen wie Gold, Kupfer, Blei und Chrom vor.

Sie seien ein Indiz, dass dieser Abschnitt der Grenzschicht zu einem großen Teil aus vulkanischem Staub besteht, erklärte Grachev.

Parallel mit der Zunahme des Arsens und anderer hochgiftiger Schwermetalle wie Blei und Zink habe die Anzahl der Arten rasch abgenommen - bis überhaupt keine mehr vorhanden waren.

Dies habe man in den verschiedenen Schichten bzw. deren Unterabschnitten anhand des unterschiedlichen Vorkommens der Schalen von Foraminiferen, einer Gruppe von Einzellern, feststellen können.
Meteoriten-Einschlag erst Jahrhunderte später
Im höheren Teil der Grenzschicht zeigte sich den Forschern eine ganz andere Zusammensetzung als im tiefen. Der Gehalt an Iridium habe stark abgenommen, und kugelförmige Gebilde aus reinem Nickel, einer Eisen-Nickel-Legierung und sogar Diamanten kämen darin vor.

Diese - gegenüber dem tieferen Abschnitt völlig andere - Mineralzusammensetzung bedeute, dass 500 bis 800 Jahre nach dem Ende der Vulkantätigkeit tatsächlich ein Meteorit oder Asteroid auf der Erde eingeschlagen habe.

Entgegen der allgemeinen Lehrmeinung habe der Impact aber kaum mehr Auswirkungen auf das Leben gehabt, erklärten die Wissenschaftler.
Bisherige Annahme: K/T-Impakt als Auslöser
Die überwiegende Mehrheit der Forscher geht davon aus, dass die Saurier in Folge des Einschlags eines Meteoriten am Ende der Kreidezeit ausgestorben sind. Dieser löste eine weltweite Umweltkatastrophe aus.

Angenommen wird, dass der aufgewirbelte Staub den Himmel jahrelang verdunkelte und kein Sonnenlicht mehr durchließ.

[science.ORF.at/APA, 9.2.06]
->   K/T-Impakt bei Wikipedia
->   Russian Academy of Science
->   Naturhistorisches Museum Wien
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01.01.2010