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EU sucht nach neuen Influenza-Medikamenten  
  Die Gefahr einer Influenza-Pandemie ist in aller Munde: Die EU finanziert nun Forschungsprogramme, die neue Ansatzpunkte für Influenza-Medikamente ergeben sollen.  
Es gibt dabei drei Ansätze, sagt der Virologe Johan Neyts von der Universität Leuven in Belgien im ORF-Radio. Beispielsweise könne man versuchen, die Vervielfältigung des Virus-Genoms in der Zelle zu unterbinden.
Medikamente müssen aushelfen
Im Falle eines weltweiten Influenza-Zuges, einer Pandemie, wäre eine Impfung vermutlich erst einige Monate nach dem Ausbruch der Infektion verfügbar. Bis dahin müssen Medikamente aushelfen.

Derzeit verfügbar ist der Wirkstoff Oseltamivir, der vereinfacht gesagt die Freisetzung neuer Influenzaviren im Körper verhindert.

Doch im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts wollen Wissenschaftler nun Untersuchungen zu neuen Influenzamedikamenten durchführen.
Drei Ansätze für neue Medikamente
Laut dem Virologen Neyts könne man versuchen, das Anbinden oder die Freisetzung von Viren an Körperzellen zu unterbinden. Letzteres machen etwa Tamiflu und Relenza, die derzeit gängigen Influenza-Medikamente.

Man könne jedoch auch versuchen, den Zusammenbau neuer Viren an der Zellhülle zu unterbinden.

Oder - und das ist der Ansatzpunkt der Forschergruppe um Neyts: Mann kann versuchen, die Vervielfältigung des Virus-Genoms in der Zelle zu unterbinden.

"Verbindungen, die die Vervielfältigung des Virus in der Zelle stoppen, die den Motor des Virus zum Erliegen bringen, die zum Beispiel die Polymerase stoppen, das könnten hervorragende Ziele sein. Ich bin sicher, dass wir in absehbarer Zeit solche Verbindungen haben", sagte Neyts auf Radio Österreich 1.
Virus-Motor stoppen: Noch ein langer Weg
Auf eine genauere Vorhersage lässt sich der Virologe allerdings nicht ein: "Wir identifizieren gerade Verbindungen, die interessant sind, aber es ist eine langer Weg vom Labor in die Klinik. Und es kann noch viele Stopps geben."

Man könne ein wunderbares Medikament im Labor haben, es könne fantastisch in Mäusen oder in infizierten Tieren funktionieren - für den Menschen könne es aber toxisch sein: "Und das heißt dann: Stopp."
Einige Jahre Wartezeit
Einige Jahre vergehen jedenfalls noch, bis ein neues Influenza-Medikament aus diesen Forschungen hervorgehen kann.

Dass es rechtzeitig vor der erwarteten Pandemie sein wird, kann man also nur hoffen: "Die Pandemie-Uhr tickt, aber wir haben absolut keine Ahnung, wie spät es darauf ist. Dennoch haben wir zum ersten Mal in der Gesichte die Möglichkeit, uns auf eine Pandemie vorzubereiten. Und ich denke, wir haben die Verantwortung, das auch zu tun", meint Neyts.

Franz Simbürger, Ö1 Wissenschaft, 9.2.06
->   Virology and Chemotherapy Section, K.U. Leuven
->   Johan Neyts
->   Universal-Impfung gegen Grippe möglich? (8.2.06)
->   Alle Beiräge zum Stichwort Influenza in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010