News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 
Erstmals Vogelgrippe in Österreich  
  In Österreich besteht erstmals der dringende Verdacht auf Vogelgrippe. "Nun ist es offiziell, dass wir die Geflügelpest haben", sagte der steirische Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) in Graz. In den vergangenen Tagen waren beim Kraftwerk Mellach in der Steiermark zwei tote Schwäne gefunden worden. Eine zweite Testserie an den toten Schwänen hat Mittwochmittag den Vogelgrippe-Verdacht bestätigt.  
Die an Eierkulturen durchgeführte zweite Untersuchung durch das Labor der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) habe ebenfalls den H5N1-Virus nachgewiesen, hieß es aus dem Büro von Agrarlandesrat Seitinger. Das Referenzgutachten aus dem EU-Labor Weybridge, das endgültige Gewissheit bringen wird, soll Anfang kommender Woche vorliegen.

Nach Mitteilung von Landesveterinärdirektor Peter Wagner wurde inzwischen ein weiterer toter Schwan aus Mellach positiv befundet. Mittwochmittag erfolgte am Stausee Mellach übrigens eine weitere Bergung von zwei toten Wasservögeln, einem Schwan und einem Haubentaucher.
Krisenplan tritt in Kraft
Die steirische Landesregierung sowie das Gesundheitsministerium in Wien hatten bereits am späten Dienstagnachmittag (14.2.) bekannt gegeben, dass der Krisenplan in Kraft trete. Der Umkreis von drei Kilometern um das Kraftwerk Mellach an der Mur südlich von Graz wurde zur Schutzzone erklärt.

Diese umfasst neun Gemeinden und 30 Geflügelbetriebe. Im Umkreis von zehn Kilometern von Mellach wird außerdem eine Überwachungszone eingerichtet. In den Risikozonen soll die Stallpflicht gelten.
Wien: Stallpflicht in einigen Bezirken
Wegen des Funds der an Vogelgrippe verendeten Schwänen in der Steiermark ist am Mittwoch in einigen Bezirken Wiens allgemeine Stallpflicht für Geflügel verhängt worden.

Formell in Kraft tritt die Maßnahme in der Nacht auf Donnerstag um 0.00 Uhr. Wien zähle laut Bundesverordnung wegen seiner Lage an der Donau als Risikogebiet, bestätigte Walter Reisp, Leiter des Veterinäramtes, am Mittwoch der APA.

"Wenn es kein Einzelfund sein sollte, wenn es weitere Fälle geben sollte, müsste die bundesweite Stallpflicht der nächste Schritt sein", hatte Michael Hess von der Klinik für Geflügel der Veterinärmedizinischen Universität Wien noch am Dienstagabend in der ZiB 2 betont.
Weitere Verbreitung erwartet
Der Virologe Franz Xaver Heinz wollte zum Thema Stallpflicht in der ZiB 3 keine Stellung beziehen. Er sagte: "Nach den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, ist Österreich gut gerüstet." Er erwartet allerdings eine weitere Verbreitung der Tierseuche: Vögel können weite Distanzen überbrücken. "Es ist daher kaum eine Region sicher."

Das Virus könne auch beim Menschen schwere Erkrankungen verursachen. Die beste Maßnahme nach Kontakt mit einem Tier, bei dem der Verdacht auf Vogelgrippe besteht, seien antivirale Medikamente, Neuraminidase-Hemmer.
Weitere Verdachtsfälle aufgetreten
In den vergangenen Tagen waren 21 tote Vögel - sechs Schwäne, sechs Enten, drei Reiher, drei Kormorane sowie ein Fasan und zwei Tauben - als Verdachtsfälle erkannt und an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Mödling übermittelt worden.

Am Mittwoch wurden in der Mannswörther Au zwei weitere tote Vögel, Graureiher gefunden worden. Wie die Stadtgemeinde Schwechat mitteilte, wurden die verendeten Tiere vom Amtstierarzt der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung zu Mittag geborgen und zur Untersuchung hinsichtlich des Vogelgrippe-Virus nach Mödling gebracht. Ein Ergebnis werde frühestens in vier Tagen vorliegen.
Europa rüstet sich gegen die Vogelgrippe
Nach immer neuen Vogelgrippe-Fällen, so etwa in Deutschland, Slowenien und eben Österrich, rüstet Europa im Kampf gegen die Geflügelseuche auf.

Die EU-Kommission bewilligte am Mittwoch mehr als 1,9 Millionen Euro zusätzliche Unterstützung für nationale Kontrollprogramme ihrer Mitgliedsländer.

Die EU-Landwirtschaftsexperten sprachen sich bei einem Treffen in Brüssel zudem für strengere Importverbote aus. Zahlreiche europäische Regierungen wiesen Landwirte an, ihr Geflügel nicht mehr im Freien zu halten.

Bei den von der EU unterstützten nationalen Programmen sollen nach Angaben von EU-Sprecher Philip Tod die Untersuchung von Proben von rund 60.000 Wildvögeln und 300.000 Haus- und Nutzgeflügel umfassen. Die Programme sollten zunächst vom 1. Februar bis Ende des Jahres laufen.

[science.ORF.at/APA, 15.2.06]
Aktuelles zum Thema:
->   Vogelgrippe: Warnung vor Panik (ORF.at)
->   So gefährlich ist die Krankheit für den Menschen (oe1.ORF.at)
->   Krisenstab berät über Stallpflicht für Geflügel (oe1.ORF.at)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010