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Kalifornien: Ernährungs-Paradox bei Farmarbeitern  
  Mexikanische Feldarbeiter essen zuwenig von dem Gemüse, das sie für ihre Arbeitgeber ernten. Stattdessen konsumieren sie zu viel billiges Fastfood. Deswegen sind sie eher gefährdet, an Krebs zu erkranken.  
Ein Forscherteam um Marilyn A. Winkleby vom Stanford University Medical Center hat die Lebensweise von Feldarbeitern in Kalifornien in Bezug auf das Krebserkrankungsrisiko untersucht. Die Studie erstreckte sich über zehn Jahre.
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Die Studie "Ten-Year Changes in Cancer-Related Health Behaviors and Screening Practices among Latino Women and Men in California" ist im Fachjournal "Ethnicity and Health" (Feb. 2006, Bd. 11, Seite 1-17; doi: 10.1080/13557850500391329) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Armut bedingt Krankheit
Der schnell wachsende lateinamerikanische Bevölkerungsanteil in Kalifornien weist verhältnismäßig viele gesundheitliche Probleme auf. Der Studie zufolge liegen die Gründe dafür in der Armut und der daraus resultierenden schlechten oder inexistenten Gesundheitsversorgung.

Höhere Raten von bestimmten Krebserkrankungen sind die Folge. Die Wahrscheinlichkeit, an bösartigen Tumoren zu sterben, ist unter der lateinamerikanischen um rund 20 Prozent höher als bei weißen Bevölkerung.
Gesundheitsrelevantes Verhalten untersucht
Ziel der Studie war es, Verhaltensmuster bezüglich Ernährung, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum und auch Krebsvorsorgeuntersuchungen zu erstellen. Diese sollen als Grundlage für die Planung von zukünftigen Gesundheitsmaßnahmen dienen.

Die zehnjährige Studie befasste sich mit den lateinamerikanischen Feldarbeitern in Kaliforniern, die meist aus Mexiko stammen. Rund 2.000 Männer und Frauen, unter anderem aus den Feldarbeiter-Camps, waren beteiligt.
Ernährung: "Schnell, billig und fett"
Unterbezahlt und überarbeitet, so beschreiben die Wissenschaftler die lateinamerikanischen Feldarbeiter. Sie kämpfen offenbar mit einem sehr amerikanischen Problem: Adipositas - oder Fettleibigkeit.

Vor allem junge, allein stehende Männer "essen oft irgendwo, wo das Essen billig, schnell und sehr fettreich ist", meint Winkleby. Der über 60-prozentige Anteil von Übergewichtigen und Fettleibigen - bei Männern wie Frauen - sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen.
Über 60 Prozent (schwer) übergewichtig
In den Arbeitersiedlungen habe sich dieser Anteil innerhalb von zehn Jahren (bis 2000) um 90 Prozent erhöht.

Die meisten Arbeiter lebten bereits länger als diese zehn Jahre in den Vereinigten Staaten; offenbar lang genug, um sich der durch "viel Fett und wenig Bewegung ausgezeichnete Lebensweise der Amerikaner" anzupassen, wie Winkleby meint.
Positiv: Tabak- und Alkoholkonsum sinken
Doch über den Beobachtungszeitraum konnten die Forscher auch positive Veränderungen verzeichnen: Der Alkoholkonsum unter Männern ging beträchtlich zurück und der Raucheranteil - bei Männern wie Frauen - blieb laut Studie niedrig.

Zusätzlich würden nun statt 15 rund 53 Prozent der Frauen zur Mammographie gehen und sich anderen Krebsvorsorgeuntersuchungen unterziehen.
Umfassendes Gesundheitsprogramm
In einem derzeit laufenden Fünf-Jahres-Programm des Monterey County Health Department soll das Gesundheitsbewusstsein ganzheitlich gestärkt werden:

Die Gesundheitsbehörden kooperieren mit landwirtschaftlichen Arbeitern, Fastfood-Restaurants, Kirchen, Schulen wie Einkaufszentren. Einzelhändler werden dabei beispielsweise aufgefordert Leichtmilch und mehr Obst und Gemüse anzubieten.

"Wenn man hier Veränderung will, reicht es nicht die Menschen aufzuklären", meint Winkleby. Denn "das Verhalten des Einzelnen wird durch die Umgebung, in der er lebt, beeinflusst."

[science.ORF.at, 17.2.06]
->   Stanford University Medical Center
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01.01.2010