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Schwierige Entscheidungen dem Bauch überlassen  
  Schwierige Entscheidungen sollten am besten ohne langes Kopfzerbrechen gefällt werden. Zwei Mal über eine große Anschaffung wie ein Auto zu schlafen, ist besser als ein genaues Abwägen des Für und Wider.  
Bei kleineren Dingen führe genaues Nachdenken allerdings dazu, dass die richtige Entscheidung getroffen werde, erläutert das Team des niederländischen Psychologen Ap Dijksterhuis der Universität Amsterdam.
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Der Artikel "On Making the Right Choice: The Deliberation-Without-Attention Effect"ist in der Fachzeitschrift "Science" erschienen (Bd. 311, S. 1005, 17. Februar 2006).
->   Artikel
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Fiktiver Autokauf und realer Küchenkauf
Die Wissenschaftler führten eine Reihe von Tests durch: Beim Autokauf legten sie Probanden Autobeschreibungen vor und ließen sich auf Grundlage der Produktinformationen nach vier Minuten sagen, welches Auto das qualitativ beste sei und daher von den einzelnen Personen gekauft würde.

Bei nur vier Produktmerkmalen fiel die Entscheidung der Testpersonen recht einhellig auf das "beste" Auto, mit zwölf Merkmalen war die Faktenlage schon komplexer - die Kaufentscheidungen waren sehr unterschiedlich.

Bei den Testpersonen, die sich nach Sichtung der Fakten mit Buchstabenrätseln ablenkten, entschied sich wieder eine Mehrheit für das beste Auto.

Um die Ergebnisse in der realen Einkaufssituation zu testen, beobachteten die Forscher anschließend das Kaufverhalten von Personen in Kaufhäusern und fragten die Käufer anschließend nach ihrer Zufriedenheit mit der Kaufentscheidung.
Langes Nachdenken - unzufriedener Kauf
Dijksterhuis und seine Kollegen fanden heraus, dass vor allem jene im Nachhinein unzufrieden waren, die sehr lange beispielsweise über die Anschaffung einer neuen Küche nachgedacht hatten.

Diejenigen, die eher aus dem Bauch heraus entschieden hatten, seien mit der Wahl später durchaus zufriedener gewesen.

Beim Kauf kleinerer Dinge wie einer Zahnbürste, könne eine genaue Vorüberlegung dagegen sinnvoll sein.
Abschieben ins Unbewusste
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Mensch gar nicht in der Lage ist, eine Vielzahl komplizierter Gründe für oder gegen eine Entscheidung ganz bewusst gegeneinander abzuwägen.

Beschäftige man sich eine Zeit lang mit etwas anderem, übernehme das Gehirn diese Aufgabe unbewusst. Wenn dann plötzlich die Eingabe komme, "dieses Auto muss es sein" oder "dahin fahren wir in den Urlaub", dann ist das laut Dijksterhuis die beste Gewähr für eine zufrieden stellende Auswahl.

Klar ist allerdings: Argumente für oder gegen einen "groß" Kauf sollten gut gesichtet und zusammengetragen werden. Doch anschließend sollte der Bauch entscheiden, so der Psychologe.

[science.ORF.at/APA/dpa, 17.2.06]
->   Department of Psychology, University of Amsterdam
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Bauchgefühl und Logik: Zwei Arten der Entscheidung (4.3.03)
 
 
 
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01.01.2010