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Mit leerem Magen lernt es sich besser  
  Der Volksmund weiß: "Ein voller Bauch studiert nicht gerne." Labortests an Mäusen geben ihm nun Recht: Bei Hunger wird ein bestimmtes Hormon produziert, das im Gehirn zur Produktion von mehr Nervenverbindungen führt. Da es sich um jene Hirnareale handelt, in denen neue Erinnerungen gebildet werden, könnte sich "Fasten vor der Prüfung" tatsächlich als zielführend erweisen.  
Wie ein Forscherteam um den Mediziner Tamas Horvath von der Yale University in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" betont, habe sie bei ihren Studien überrascht, wie Gehirnprozesse durch Vorgänge in ganz anderen Teilen des Körpers beeinflusst werden.
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Die Studie "Ghrelin controls hippocampal spine synapse density and memory performance" ist als Online-Vorabpublikation in "Nature Neuroscience" (doi:10.1038/nn1656; 19.2.06) erschienen.
->   Online-Vorabpublikation "Nature Neuroscience"
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Appetit anregendes Hormon Ghrelin
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand das Hormon Ghrelin, das bei Hunger vor allem in der Magenschleimhaut gebildet wird und im Gehirn eine Reihe von Rezeptoren aktiviert.

Ghrelin hat mehrere Funktionen, u.a stimuliert es die Freisetzung von Wachstumshormonen und sorgt für die Regulation der Nahrungsaufnahme.

Wie sich diese Appetit anregende Wirkung des Hormons auf das Lernverhalten von Mäusen auswirkt, haben nun Horvath und sein Team untersucht.
->   Ghrelin (Wikipedia)
Ohne Ghrelin Viertel weniger Synapsen
Dabei hatten sie vor allem den Hippocampus im Visier, jenes Gehirnareal, das für Lernen und Erinnerung von zentraler Bedeutung ist.

Mäuse wurden gentechnisch so modifiziert, dass sie kein Ghrelin mehr produzierten. Die Ghrelin-freien Tiere entwickelten um ein Viertel weniger synaptischer Nervenverbindungen im Hippocampus als unbehandelte Artgenossen.
Mit Ghrelin besseres Gedächtnis
Wurden normalen gesunden Tieren Extra-Portionen Ghrelin injiziert, so bildeten diese im Hippocampus deutlich mehr Synapsen. In mehreren Lern- und Erinnerungstests lieferten diese Mäuse auch signifikant bessere Leistungen.

"Unsere Studie zeigt, dass Ghrelin höhere Gehirnfunktionen kontrollieren und ein molekulares Bindeglied darstellen kann zwischen Energiehaushalt und Lernfähigkeiten", schreiben die Forscher.
Medikamente mit Schönheitsfehler?
Mit seiner Hilfe könnten neue Medikamente zur Verbesserung des Gedächtnisses produziert werden, die aber einen kleinen Schönheitsfehler hätten - indem sie nicht nur zur Erinnerungsleistung, sondern auch zur Gewichtszunahme beitragen.

[science.ORF.at, 20.2.06]
->   Yale University School of Medicine
 
 
 
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01.01.2010