News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Warum ältere Mütter häufiger Zwillinge bekommen  
  Weil ältere Frauen oft mehrere Eizellen in einem Zyklus produzieren, bekommen sie offenbar auch häufiger Zwillinge. Dies besagt eine holländische Studie, die das doppelte Mutterglück genauer untersucht hat.  
Wissenschaftler der Vrije Universität in Amsterdam untersuchten das paradoxe Phänomen, dass die Fruchtbarkeit bei älteren Frauen zwar abnimmt, sie aber öfter zweieiige Zwillinge austragen.
...
Die Studie "The paradox of declining fertility but increasing twinning rates with advancing maternal age" wurde im Fachmagazin "Human Reproduction" (23.2.06; doi:10.1093/humrep/del009) online vorabveröffentlicht.
->   Abstract der Studie
...
Identische oder eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich die befruchtete Eizelle teilt, während zweieiige Zwillinge ihren Ursprung bereits in zwei unterschiedlichen Eizellen haben. Ungefähr zwei Drittel aller Zwillinge sind nicht-identisch.

Während eines normalen Zyklus fördert das "Follikel stimulierende Hormon" (FSH) die Reifung der Eizelle. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium des Follikels - welches aus Eizelle und Hilfszellen aus dem umgebenden Gewebe im Eierstock besteht - sinkt der FSH-Wert ab.
->   Ovarialfollikel (Wikipedia)
Ungeklärte Zwillingsschwangerschaften
Cornelius Lambalk, ein Leiter der Studie, erklärte der BBC die Ausgangssituation der Untersuchung: "Das fortschreitende Alter bei Frauen wird mit sinkender Fruchtbarkeit sowie sinkender Zahl und Qualität von Eizellen verbunden.

Doch zugleich gibt es auch einen deutlichen Anstieg von zweieiigen Zwillingen - ein scheinbar paradoxes Phänomen, welches bislang noch nicht vollständig erklärt werden kann."
Studie: Je älter desto wahrscheinlicher
Die holländischen Wissenschaftler haben den Reifungsprozess von Follikeln bei 959 Zyklen von Frauen beobachtet. Alle diese Frauen erhielten eine künstliche Befruchtung in Form einer Intrauterinen Insemination (IUI), wobei der männliche Samen direkt in die Gebärmutter eingeführt wird.

In 105 Fällen reiften mehrere Eizellen heran und erreichten eine Größe von über 14 Millimetern. Lediglich fünf dieser Frauen waren unter 30 Jahren alt.

Dagegen gab es unter den 30 bis 35-Jährigen 45 solche Fälle und bei den noch älteren gar 55.
Höherer FSH-Wert mit zunehmendem Alter
Der FSH-Wert aller Frauen steigt mit zunehmendem Alter. Doch bei den Frauen mit multiplen reifen Eizellen konnten die Forscher einen deutlich höheren Wert feststellen.

In der letzten Phase des reproduktiven Lebens einer Frau - im Alter zwischen 38 und 48 - produziert die Hypophyse mehr und mehr FSH, um die wenigen verbleibenden Möglichkeiten zu nützen, wie die Forscher meinen.
Überschuss an FSH
In der Studie halten sie fest, dass bei manchen Frauen der FSH-Wert so weit steigt, bis schließlich ein Überschuss des Hormons vorhanden ist. Dies wäre die Grundlage dafür, dass mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen.

Sind diese gesund, würde es eher zu einem zweifachen Eisprung kommen, der wiederum eine Mehrfachschwangerschaft ermögliche.
Ältere Mütter gegen niedrige Geburtenrate?
Gillian Lockwood von "Midland Fertility Services" meinte gegenüber der BBC, dass die Studie bestätigt, was bereits viele Experten vermutet haben: "Mutter Natur macht im Endeffekt nur, um was wir uns bei einem künstlich herbeigeführten Eisprung, oder bei einer IVF (In Vitro Befruchtung, Anm.) bewusst bemühen - wenn wir FSH injizieren, um mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen zu lassen.

Bei den derzeitigen Bedenken über sinkende Geburtenraten - besonders unter älteren berufstätigen Frauen - ist die Überlegung interessant, ob dieser natürliche Mechanismus den "baby gap" bis zu einem gewissen Grad kompensieren kann."

[science.ORF.at, 23.2.06]
->   Vrije University, Medical Centre
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Künstliche Befruchtung: Forscher warnt vor Langzeitfolgen (4.11.05)
->   Zwillings-Genetik: Gleich und doch verschieden (5.7.05)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010