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Erinnerungsvermögen ist vorhersagbar  
  Englischen Forschern ist es gelungen vorherzusagen, wie gut sich jemand etwas merken wird - und zwar noch bevor dieser die Information selbst erhalten hat. Der Trick der "Hellseher": Die Gehirnaktivität während eines Ereignisses entscheidet nicht allein darüber, ob es nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ist das Gehirn bereits davor richtig auf Touren, so klappt hinterher das Erinnern auch besser.  
Das ergaben Gehirn-Scans und Erinnerungstests, die von einem Team rund um Leun J. Otten vom Institute of Cognitive Neuroscience des University College London durchgeführt wurden.

Bisher überwog die Überzeugung, dass nur die Gehirnaktivität nach dem erfahrenen Ereignis eine Rolle für die Erinnerung spielt.
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Der Artikel "Brain activity before an event predicts later recollection" ist als Online-Publikation im Fachjournal "Nature Neuroscience" (26. Februar 2006, DOI: 10.1038/nn1663) erschienen.
->   Artikel
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Keine Hellseherei, sondern messbar
"Es hört sich zwar wie Hellseherei an, dass es uns möglich ist vorherzusagen, ob sich Personen ein Wort merken werden, noch bevor sie es überhaupt gesehen haben", so die Projektleiterin Otten, "doch nun haben wir 'Gehirnaktivitäten' gefunden, die uns im Voraus sagen, wie gut die Erinnerung funktionieren wird."

Wissenschaftler hätten bereits gewusst, dass sich die Gehirnaktivität verändert, wenn Dinge im Erinnerungsspeicher abgelegt würden. Untersuchungen hätten zeitlich aber immer bei dem Erleben des Ereignisses angesetzt.
Gehirnaktivierung entscheidet ...
Im Rahmen von zwei Experimenten spürten die Neuro-Wissenschaftler der Aktivität des Gehirns vor dem Erlebnis nach. Die Grundstruktur beider: Den Probanden wurden mehrere Worte kurz hintereinander präsentiert, diese wurden einige Sekunden zuvor von einer Art stimulierendem "Schlüsselsymbol" eingeleitet.

Mit Hilfe dieser Schlüsselsymbole wurden sie vor bestimmte Entscheidungsfragen gestellt, die unterschiedliche Aktivitäten im Gehirn auslösten.

Im gesamten Prozess wurden ihre Gehirnströme mittels Elektro-Enzephalografie (EEG) gemessen. Den Experimenten folgten Erinnerungstests, bei denen die Worte - gemeinsam mit noch nicht bekannten Worten - wieder abgefragt wurden, nämlich betreffend ihrer Bekanntheit und ihrer Eigenschaften.
... über Merkfähigkeit
Die elektrische Aktivität des Gehirns vor dem eigentlichen Ereignis, der Präsentation des zu erinnernden Wortes bzw. seiner Eigenschaften, fiel - je nach "Schlüsselfrage" - sehr unterschiedlich aus.

Doch je nachdem, ob die Schlüsselfrage eine hohe oder weniger hohe Gehirnaktivität ausgelöst hatte, fiel auch das Erinnerungsvermögen der Testpersonen aus.
Involvierte Gehirnregionen unbekannt
War die Gehirnaktivität in den vorderen Bereichen des Schädels kurz vor der Wort-Präsentation relativ hoch, dann war es sehr wahrscheinlich, dass sich die Testperson das Wort bis 50 Minuten später - und nachdem sie eine Reihe anderer Worttests absolviert hatte - merken würde.

War die elektrische Aktivität geringer, vergaßen die Testpersonen die Worte eher wieder.

"Es wäre zwar schön zu wissen, welche Gehirnregionen in dieser 'vorbereitenden' Aktivität involviert sind und ob sie dazu genutzt werden könnten, Personen, denen es schwer fällt sich Dinge zu merken, zu helfen - an dieser Stelle sind wir aber noch nicht", so die Projektleiterin.

[science.ORF.at, 27.2.06]
->   Institute of Cognitive Neuroscience, University College London
->   Elektro-Enzephalografie bei Wikipedia
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Studie: Schlechte Laune schärft die Erinnerung (9.9.05)
->   Zu viel Wissen schadet der Erinnerung (17.5.05)
->   Studie: Wie Erinnerung das Geruchssystem aktivieren kann (26.5.04)
 
 
 
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01.01.2010