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Darmkrebs: Tausende Todesfälle vermeidbar  
  Eine Vorsorgeuntersuchung könnte pro Jahr Tausende Todesfälle durch Darmkrebs in Österreich verhindern: die Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr. Daher startet nun eine große Aufklärungskampagne.  
Umgesetzt wird die Kampagne von der Österreichischen Krebshilfe gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und mehreren Partnern.
Pro Jahr 5.000 Darmkrebs-Fälle in Österreich
 
Bild: APA

"In Österreich erkranken pro Jahr rund 5.000 Menschen an Darmkrebs. Das ist die zweithäufigste Krebserkrankung.

3.000 Menschen verlieren jährlich den Kampf gegen den Darmkrebs", sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
In mehr als 90 Prozent frühzeitige Entdeckung möglich
Das besonders Tragische an der Situation: In mehr als 90 Prozent der Fälle könnten im Zeitraum von zehn Jahren bis zum Auftreten der bösartigen Erkrankung durch eine mittlerweile sehr schonend durchzuführende Darmspiegelung (Koloskopie) gutartige Vorstufen des Karzinoms (Darmpolypen) entdeckt und leicht entfernt werden.

Die Ministerin: "Damit ließen sich rund 4.500 dieser Erkrankungen und 2.700 der Todesfälle (jährlich, Anm.) verhindern."
Keine regelmäßige Darmspiegelung als Vorsorge
Doch nur die wenigsten Österreicher lassen sich regelmäßig und vorsorglich untersuchen. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe: "Wir empfehlen ab 40 den jährlichen Test auf okkultes Blut (im Stuhl, Anm.) und ab 50 alle sieben bis zehn Jahre die Koloskopie."
"Keine Ausreden mehr ..."
Freilich, mehr als die Hälfte der Österreicher über 50 waren noch nie bei einer Darmspiegelung und 43 Prozent haben noch nie den Stuhltest gemacht.

Genau das will die Krebshilfe mit ihrer Kampagne - auch unterstützt vom Pharmakonzern Sanofi-Aventis - unter dem Motto "Keine Ausreden mehr: Aus Liebe zum Leben" ändern.
Möglichst viele über 50-Jährige erreichen
In den kommenden Monaten sollen möglichst alle über 50-Jährigen zur Untersuchung gebracht werden. Rauch-Kallat: "Wenn der Patient jetzt zur Darmspiegelung geht, hat er nichts zu zahlen. Das ist mit den Krankenkassen akkordiert."

Obwohl als Vorsorge gedacht, wird die Untersuchung mit den Krankenkassen im Rahmen der Aktion wie eine nach bereits bestehendem Krebsverdacht abgerechnet.
Honorierung der Koloskopie noch nicht geklärt
Die enorm wichtige Kampagne ändert vorerst nichts daran, dass ein Verhandlungsergebnis bei den Gesprächen über die Honorierung der Koloskopie im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung neu zwischen Hauptverband der Krankenversicherungsträger und Ärztekammer noch immer nicht zu einer generellen Einigung geführt haben.

Einzelne Krankenkassen kommen für die Untersuchung bereits auf. In Tirol zahlt die Gebietskrankenkassen vorerst 160 Euro. Die Ärzte verlangen zumindest 200 Euro, sonst wäre das Honorar nicht kostendeckend. Ohne eine flächendeckende Lösung wird sich aber an der österreichischen Darmkrebs-Misere nichts ändern.
Gesundheitswesen würde "enorm" profitieren
Dabei würde das österreichische Gesundheitswesen durch die Kolonkarzinom-Verhütung bzw. die Früherkennung enorm profitieren. Die rechtzeitige Entfernung noch gutartiger Darmpolypen würde erst gar keine Krebstherapien notwendig machen.

Im Frühstadium ist Dickdarmkrebs noch immer fast zu 100 Prozent heilbar, im Spätstadium hingegen nicht mehr.

Der Wiener Chirurg Prim. Dr. Friedrich Anton Weiser gegenüber der APA: "1997 hat in den USA ein Patient mit fortgeschrittenem Dickdarmkrebs und Lebermetastasen nur noch 750 Dollar gekostet. Er starb so schnell. Heute kostet er 200.000 Dollar, weil ihm die modernsten und auch teuren Medikamente ein relativ langes Leben ermöglichen." Doch der Tod ist auch dann noch unabwendbar.

[science.ORF.at/APA, 2.3.06]
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01.01.2010