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Krebs: Neues Boltzmann-Institut sucht Mausmodelle  
  Am Mittwoch wurde das neue Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung in Wien offiziell eröffnet. Es soll in erster Linie neue Mausmodelle für verschiedene Krebsarten entwickeln.  
Die ehemalige Euphorie, wonach man durch Kenntnis der Funktion einzelner Krebsgene (Onkogene) die bösartigen Erkrankungen verstehen könnte, ist verflogen.

Zu viele Gene und Regulationsmechanismen spielen dafür eine Rolle. Gesucht sind daher Mausmodelle für Krebsleiden.
Rund 1,6 Mio. Euro pro Jahr
"Wir sind 21 Leute in sechs Arbeitsgruppen. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft fördert uns mit rund 1,4 Millionen Euro im Jahr. Aus sonstigen Förderungsmitteln kommen noch 180.000 Euro.

In vier Jahren erfolgt eine Evaluierung. Unser Institut hat eine geplante Laufzeit von sieben Jahren", sagte der Direktor der neuen Einrichtung, Richard Moriggl, gegenüber der APA.
Teil der neuen Boltzmann-Strategie
Das Institut - mit Beteiligung des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP), des Forschungszentrums des St. Anna Kinderspitals (CCRI), der Medizinischen Universität Wien (MUW) sowie der Biotech-Unternehmen TissueGnostics und Cell Danube - ist Teil der neuen Strategie der Boltzmann Gesellschaft.

Geschäftsführerin Claudia Lingner: "Es wurde in Inhalt und Struktur neu geschaffen. Die Auswahl erfolgte 2004 im Rahmen einer internationalen Evaluation der eingereichten Ideen."
Krebsmodelle bei Mäusen gesucht
Das wichtigste Ziel laut Moriggl: "Wir bauen eine Technologieplattform auf, mit der wir neue Krebsmodelle bei Mäusen etablieren wollen. Die verschiedensten an der Krebsentstehung beteiligten Gene sollen bei ihnen induzierbar sein, in bestimmten Geweben aktiviert und abgeschaltet werden können."
Beispiel Knochenkrebs bei Kindern
Ein Beispiel sind das Ewing-Sarkom, eine besondere Knochenkrebsform bei Kindern und eine Unterart der B-Zell-Leukämien (B-ALL), die ebenfalls Kinder betrifft.

Heinrich Kovar, wissenschaftlicher Leiter des CCRI: "Krebserkrankungen sind bei Kindern wesentlich seltener als bei Erwachsenen. Während es bei Erwachsenen im Rahmen der Krebsentstehung wahrscheinlich zu einer Anhäufung einer größeren Anzahl von genetischen Veränderungen kommt, sind bei Kinder oft nur ganz wenige Mutationen dafür verantwortlich. Doch trotzdem gibt es für diese Erkrankungen praktisch keine Tiermodelle."
Untersuchung von Gen-Kombinationen
Transgene Mäuse, in deren Erbsubstanz man von außen über Arzneimittel oder andere Faktoren in ihrer Aktivierung kontrollierbare Gene einschleust, die bei Krebs eine Rolle spielen, sollen zur Aufklärung der Ursachen und zur Entdeckung von potenziellen Zielen für die Therapie führen.

Am Boltzmann Institut will man Mausmodelle etablieren, in denen man die Funktion von zwei, drei oder sogar noch mehr beteiligten Genen untersuchen kann. - Krebs ist eben eine komplexe Erkrankung, deren Untersuchung diesem Faktum Rechnung tragen sollte.

Bei den Krebserkrankungen von Erwachsenen wird es an dem Wiener Institut um Prostata- und Leberkrebs gehen. Cell Danube (Krems) will mit seiner Beteiligung auch die Entwicklung von Krebsvakzinen vorantreiben. TissueGnostics ist an den diagnostischen Aspekten interessiert.

[science.ORF.at/APA, 8.3.06]
->   Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung
->   science.ORF.at-Archiv zu den neuen Boltzmann-Instituten
 
 
 
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01.01.2010