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Elektronische Medien machen dick und aggressiv  
  Zu viel Fernsehen macht schon Kleinkinder dick, gewalttätige Videospiele machen Jugendliche aggressiv und asozial. Das ist der Schluss einer renommierten US-Medizinzeitschrift, die sich in einer Sondernummer den Auswirkungen des Konsums elektronischer Medien auf die Gesundheit widmet. Eines der eindeutigen Resultate: Jede Stunde vor dem Fernseher verführt Kinder zur Aufnahme von 167 zusätzlichen Kalorien in Form von Fast Food oder Süßigkeiten.  
Die Forschungsergebnisse zeigen klar, dass Fernsehen und Videospielen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Dickleibigkeit, mehr Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie sozialer Isolation zusammenhängen, schreiben Dimitri Christakis und Frederick Zimmerman von der University of Washington in Seattle.

Die Beweise für eine Verbindung von gewalttätigen Medien und persönlicher Aggression seien genauso stark wie jene zwischen Rauchen und Lungenkrebs, betonen die Forscher im Editorial der "Archives of Pediatric and Adolescent Medicine".
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In der aktuellen Ausgabe der "Archives of Pediatric and Adolescent Medicine" sind insgesamt drei Editoriale und 15 Studien zu dem Thema erschienen.
->   Archives of Pediatric and Adolescent Medicine
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Sieben Prozent der Dreijährigen mit Übergewicht
Julie Lumeng von der Universität in Michigan und Kollegen haben den TV-Konsum von rund 1.000 Dreijährigen am Land und in Städten der USA untersucht. TV-Konsum wurde dabei als "Wachzustand in einen Raum mit eingeschaltetem Fernseher" definiert.

Es zeigte sich, dass knapp sieben Prozent jener Kinder, die täglich mehr als zwei Stunden fernsahen, übergewichtig waren. Bei den anderen Kindern waren es nur zweieinhalb Prozent.

Lumeng hat dafür zwei Erklärungen parat: Zum einen naschen fernsehende Kinder mehr als ihre Altersgenossen, zum anderen sind sie auch mehr von der Werbung beeinflusst, die sie zu ungesundem Essen animiert.
Eine Stunde TV: 167 Kalorien mehr
Diesem Zusammenhang ging eine andere Studie mit älteren Kindern genauer nach (Durchschnittsalter: 11,7 Jahre; Hälfte Mädchen und Buben). Jean Wiecha von der Harvard School of Public Health zeigte, dass jede Stunde Fernschauen eine Mehraufnahme von 167 Kalorien bedeutet.

Ein guter Teil davon stammt von Nahrungsmitteln, die im TV beworben werden. Dabei handelt es sich in der Regel um sehr kalorienhältige Naschereien mit wenig Nährstoffen, v.a. zuckerhältige Limonaden, Pommes Frittes, Fast Food im Allgemeinen und Süßigkeiten.

"Obwohl wir Kinder und Jugendliche dazu anhalten, zu schauen, was sie essen, scheinen viele von ihnen eher zu essen, was sie schauen", kommentieren die Forscher.
256 einschlägige Werbungen in einer Woche
Wie diese Vorliebe für "beworbenes Essen" zustande kommt, haben Corliss Outley und Kollegen von der University of Minnesota untersucht. Sie maßen die Frequenz von TV-Spots, denen afroamerikanische Kinder bis 18 Jahren innerhalb einer Woche auf ihren Lieblingssendern ausgesetzt waren.

In den insgesamt 36 untersuchten Stunden prasselten 1.098 Werbeeinschaltungen auf sie ein, 256 davon warben für Essen oder Getränke. 36 Prozent davon stammten von Fast-Food-Ketten, 31 Prozent von Getränkeherstellern und 17 von Süßigkeitsproduzenten.

"Gesunde Produkte" bzw. Aufrufe zu körperlicher Aktivität enthielten nach Angaben der Forscher jeweils nur weniger als zehn Prozent aller Werbeeinschaltungen.
Gewalttätige Videospiele machen gewalttätig
Gewalttätige Videospiele empfehlen sich laut der Fachzeitschrift ebenfalls nicht: Sonya Brady von der University of California in San Francisco und Kollegen studierten das Verhalten von 100 Männern zwischen 18 und 21 Jahren nach Videospielen.

Jene, die ein gewalttätiges Spiel spielten, hatten danach einen deutlich erhöhten Blutdruck und zeigten mehr negative Affekte wie Angst, Depression oder Wut.

Auch ihre Einstellung gegenüber Alkohol, Drogen und ungeschütztem Geschlechtsverkehr war "liberaler" als bei jenen, die ein harmloseres Videospiel spielten. Schließlich erwiesen sie sich auch als weniger kooperationsbereit.

[science.ORF.at, 4.4.06]
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01.01.2010