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Santorin: Historischer Vulkanausbruch neu datiert  
  Ob die Vulkankatastrophe von Santorin Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus den Niedergang der minoischen Kultur auf Kreta eingeleitet hat, ist seit längerem Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen. Auch das Datum der Explosion der Mittelmeerinsel, die gewaltige Flutwellen auslöste, war bislang umstritten.  
Zwei Studien in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" versuchen nun eine neuerliche Präzisierung. Sie datieren den Ausbruch auf 1630 vor Christus - und damit 100 Jahre früher, als es bislang die Archäologen getan haben.
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Die Studien "Santorini Eruption Radiocarbon Dated to 1627-1600 B.C." von Walter L. Friedrich et al. und "Chronology for the Aegean Late Bronze Age 1700-1400 B.C." von Stuart W. Manning et al. erschienen in "Science" (Bd. 312, S. 548 bzw. S. 565 - 569).
->   "Science"
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Vulkanausbruch bedeutete historischen Einschnitt
Weite Teile des östlichen Mittelmeerraumes wurden nach der gewaltigen Eruption des Vulkans von Santorin mit Asche bedeckt. Da die unter dem Vulkanmaterial begrabenen Kulturen gleichzeitig existiert haben müssen, stellt diese Asche eine wichtige Zeitmarke für die historische Forschung dar.

Eine genaue Datierung der Vulkankatastrophe erlaubt auch Aussagen über deren Verbindungen zu zeitgleichen Kulturen in Ägypten oder dem Nahen Osten.
Unterschiedliche Datierungen
Bislang wurde die Katastrophe von Santorin mit Hilfe von ägyptischen Königslisten, archäologischen Funden und astronomischen Konstellationen auf das mittlere bis späte 16. Jahrhundert vor Christus datiert.

Die neuen Forschungsergebnisse deuten nun auf einen Ausbruch rund 100 Jahre früher hin.
Wiener Forscher an neuen Untersuchungen beteiligt
Ein internationales Team von Naturwissenschaftlern, an dem auch Walter Kutschera vom Vienna Environmental Research Accelerator (VERA) der Universität Wien beteiligt war, hat in enger Zusammenarbeit mit Archäologen über 100 Proben aus dem Gebiet um die Insel Santorin mit der C-14-Methode untersucht. Auch Veränderungen der Jahresringe von Holzproben wurden zur verfeinerten Altersbestimmung herangezogen.

Beide - nicht ganz unumstrittenen - Methoden führten zum Ergebnis, dass sich der Vulkanausbruch um ca. 1630 vor Christus ereignet haben muss.
3.500 Jahre alter Olivenzweig lieferte Hinweise
Eine zweite, unabhängige Arbeitsgruppe kommt im gleichen Heft zu fast identen Ergebnissen.
Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg, Hohenheim und Arhus haben einen von der Vulkanasche konservierten, 3.500 Jahre alten Zweig eines Olivenbaumes untersucht.

Über die Analyse der 72 Jahresringe, die sich im Holz identifizieren ließen, und über die Bestimmung des Kohlenstoffgehalts kamen auch sie zum Schluss, dass sich der Ausbruch zwischen 1627 und 1600 v. Chr. ereignet haben muss.

[science.ORF.at/APA, 28.4.06]
->   VERA - Vienna Environmental Research Accelerator
->   C-14-Methode - Wikipedia
->   Dendrochronologie/Baumringdatierung - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010