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Neandertaler: Älteste humane DNA analysiert  
  Französische und belgische Forscher haben die älteste DNA analysiert, die jemals von einem Vertreter der Gattung Homo gewonnnen wurde. Sie stammt aus dem Zahn eines Neandertaler-Kindes, das vor rund 100.000 Jahren starb. Die Analyse zeigt, dass Homo neanderthalensis im Lauf der Jahrtausende an genetischer Vielfalt eingebüßt hat.  
Nebenbei bestätigt die Untersuchung, was man bereits aus früheren Studien wusste: Mensch und Neandertaler lebten zwar einige Zeit nebeneinander in Europa - zu zwischenartlichen Liebesverhältnissen kam es aber offenbar kaum.
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Die Studie "Revisiting Neandertal diversity with a 100,000 year old mtDNA sequence" von Ludovic Orlando et al. erschien in "Current Biology" (Bd. 16, S. R400-R402, doi: 10.1016/j.cub.2006.05.019).
->   Abstract
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Vetter, nicht Vorfahre
Nach dem spektakulären Fund eines Schädels im Neandertal bei Düsseldorf im August 1856 galten Neandertaler (Homo neanderthalensis) mehr als ein Jahrhundert lang als direkte Vorfahren der heutigen Menschen (Homo sapiens).

Heute hat man sich von dieser Ansicht längst verabschiedet: Neandertaler und moderner Mensch waren zwei verschiedenen Arten, die einige Zeit parallel existierten.

Vor etwa 35.000 Jahren erreichte Homo sapiens den europäischen Kontinent, den bis dahin nur sein robuster Verwandter bevölkert hatte. 5.000 Jahre später verschwanden die Neandertaler von der Bildfläche.
Keine Vermischung mit modernen Menschen
Warum, ist bis heute nicht ganz klar: Umwelteinflüsse können dafür ebenso verantwortlich gewesen sein wie die Konkurrenz zum Cro-Magnon-Menschen - vermutlich war es ohnehin ein Bündel von Ursachen.

Jedenfalls geht man davon aus, dass sich die beiden Menschenarten in der Phase ihrer Koexistenz nicht oder kaum paarten und daher auch ihr Erbgut, wenn überhaupt, nur geringfügig vermischten.
Genetische Vielfalt nahm ab
Das bestätigt nun auch eine aktuelle Studie von Catherine Hänni vom Centre de Génétique Moléculaire et Cellulaire in Villeurbanne: Die Forscher analysierten Überreste eines Neandertaler-Kindes aus der belgischen Scladina-Grotte, das vor 100.000 Jahren gestorben war - also lange bevor Homo sapiens mit dem Neandertaler zusammentraf.

Die DNA, die Hänni und ihr Team aus den Mitochondrien eines Zahnes gewannen, wies große Unterschiede zu jener des modernen Menschen auf. Ein erneuter Beleg dafür, dass es kaum zu Kreuzungen zwischen den beiden Arten kam.

Dennoch gab es auch gewisse Unterschiede zu den DNA-Sequenzen jüngerer Neandertaler-Funde, was die französisch-belgischen Forscher folgendermaßen interpretieren: Die genetische Variabilität der Neandertaler nahm offenbar mit der Zeit ab, über die Gründe kann man jedoch nur spekulieren.

[science.ORF.at, 7.6.06]
->   Neandertaler - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010