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Peruanische "Chachapoya" litten an Tuberkulose  
  Wissenschaftler der Medizinschen Universität Wien haben bei einer Analyse von peruanischen Mumien festgestellt, dass die Chachapoya-Inkas, die "Wolkenmenschen" aus dem Norden des Landes, an Tuberkulose litten.  
Die peruanischen Mumien werden derzeit im Rahmen der Ausstellung "Das Geheimnis der Wolkenmenschen-Inka" im Technischen Museum Wien gezeigt.
Knochenentzündungen unterschiedlicher Art
Eine Forschungsgruppe der MedUni Wien untersuchte zwei Mumien von 14 und 18 Jahren, die an einer akuten Erkrankung am Skelett verstorben sind. Die beiden Mumien weisen dabei unterschiedliche Krankheitsgeschichten auf, wie die Universität in einer Aussendung mitteilte.

Bei der 14jährigen Mumie zeigt sich nach der Computertomographie eine Knochenentzündung rund um das Kreuzgelenk. Des Weiteren wurde ein großer Weichteilabzeß festgestellt, der laut den Wissenschaftlern eine Sepsis erzeugt haben könnte und möglicherweise die Todesursache darstellt.

"Die Ursache ist allerdings schwer nachvollziehbar", sagt Projektleiter Herwig Imhof, Leiter der Uniklinik für Radiodiagnostik, in der Aussendung. "Wir gehen aber davon aus, dass es sich eher um eine akute Entzündung handelt."

Bei der zweiten, 18jährigen Mumie wurde eine Knochentuberkulose im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule diagnostiziert, die den Rückenmarkkanal angegriffen hat und scheinbar unbehandelt tödlich verlaufen ist.
Tuberkulose auf Röntgenbild der Lunge
"Dass die Chachapoya generell unter Tuberkulose gelitten haben, zeigt auch das Röntgen einer Lunge einer Mumie", so Imhof. Diese Lunge weist eine starke Überblähung mit zahlreichen Verkalkungen auf, was wiederum für eine Tuberkulose spricht. Die Lunge war von keiner akuten Lungenerkrankung befallen.

Generell stellte die Forschungsgruppe durch die 3D-Animation der insgesamt zwölf untersuchten Mumien einen Kleinwuchs fest (nicht über 1,5 Meter). Keine der untersuchten Mumien war älter als maximal 33 Jahre, was wiederum auf eine frühe Sterblichkeit schließen lässt.
Paradentose durch Koka-Konsum
"Auch die Paradentose war weit verbreitet", erklärt Imhof: "Fast alle röntgenisierten Kiefer weisen einen starken Zahnfleischschwund auf, was auf den hohen Koka-Konsum zurückzuführen ist."

Koka wurde und wird in Peru gekaut, um die Höhenlage von über 2000 Meter für den Menschen auszugleichen.

[science.ORF.at, 19.6.06]
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Ö1 Hörtipp
Am Montag, 19. Juni 2006 um 19:05 Uhr, widmet sich die Ö1-Sendung "Dimensionen" den Wolkenmenschen von Lemyebamba.
Sie zeichnet Kultur, Anthropologie, Geschichte und Gegenwart der Chachapoya-Inka aus der nordöstlichen Region Perus nach.
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->   MedUni Wien
->   Das Geheimnis der Wolkenmenschen-Inka
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01.01.2010