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Lotterien vergößern Einkommensschere  
  Was hierzulande "6 aus 45" ist, wird in den USA unter Namen wie "Powerballs" und "Mega Millions" gehandelt. Sie vergrößern offenbar die Einkommensschere zwischen Arm und Reich, wie nun eine Studie nachwies.  
Im Gegensatz zu den staatlichen US-Lotterien haben andere Formen des Glücksspiels, wie sie etwa in den Kasinos geboten werden, keinen Effekt auf die Einkommensverteilung, schreiben Elizabeth A. Freund und Irwin L. Morris von der University of Maryland.

Die Studienautoren analysierten den Einfluss von Glücksspielen auf die Einkommensverteilung in den US-amerikanischen Staaten von 1976 bis 1995.
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Der Artikel "Gambling and Income Inequality in the States" ist in der Fachzeitschrift "The Policy Studies Journal" (Bd. 34, Nr. 2, 2006) erschienen.
->   Policy Studies Journal
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Die Kluft wird größer
Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden immer ärmer - ein Phänomen, das laut Freund und Morris in den USA besonders seit den 1970er Jahren zu beobachten ist. Gründe dafür werden in veränderten Arbeitsmärkten, der Internationalisierung des Handels, stärkerer Zuwanderung und anderen demographischen Faktoren gesehen.

Doch inwiefern tragen auch Lotterie und Glücksspiel in Form von indirekten Steuern zu der Misere bei? Eine Frage, die für die US-Wissenschaftler gerade vor dem Hintergrund einer wachsenden Spielergemeinschaft und steigenden Auslagen für Tippscheine an neuer Bedeutung gewinnt.
Das Angebot von Roulette-Tischen & Co steigt
Es ist nicht nur der Tippschein, der zum großen Gewinn verhelfen soll. In den letzten 30 Jahren erfreut sich anderes Glücksspiel wie etwa Roulette oder einarmige Banditen in den Kasinos immer größerer Beliebtheit: War vor 1970 Nevada der einzige Staat mit einem legalen Spielkasino, so gibt es im Jahr 2006 bereits in mehr als der Hälfte aller 50 US-Bundesstaaten "Glücksspieltempel" in der ein oder anderen Form.

Die Kasinos sind laut den Forschern daher eine wichtige Komponente der Wirtschaft einzelner Bundesstaaten. Bisherigen Studien zufolge sind die Ausgaben für Kasino-Spiele in den unteren und mittleren Einkommensschichten durchaus bedeutend.

Die Kasinos würden allerdings mehr Einkommen durch relativ reiche Spieler erzielen, als sie es von schlechter verdienenden Spielern tun. Man müsse aber berücksichtigen, dass die schlechter verdienenden Spieler auch eine größere finanzielle Last trügen, so die Wissenschaftler.
Statistische Abhängigkeiten überprüft
Um den Einfluss von Lotterien und Glückspiel auf die ungleich gewichtete Einkommensverteilung zu überprüfen, setzten Freund und Morris die Einkommensverteilung in Bezug zu Daten über Lotterien und Kasinos sowie auch zu ganz anderen Variablen (u.a. Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsverhältnis im verarbeitenden Gewerbe, Bevölkerungsanteile der lateinamerikanischen und asiatischen Minderheiten).
Lotterien erweitern Schere
Freund und Morris konnten zeigen, dass die staatlichen Lotterien zu einer größeren Ungleichheit beim Einkommen führen. Andere Arten des Glücksspiels, wie sie etwa in Kasinos angeboten werden, konnten dagegen nicht in einen Zusammenhang mit der größer werdenden Einkommensschere gebracht werden.

"Wenn es um die Ungleichheit beim Einkommen geht, so sind nicht alle Glückspiele gleich", folgern Freund und Morris.

Allerdings hätte die Analyse Hinweise darauf geliefert, dass mit der ungerechten Einkommensverteilung auch andere Größen assoziiert sind - so etwa: ein Anwachsen der asiatischen Bevölkerung, eine geringere Arbeitskraft im verarbeitenden Gewerbe und größere Ausgaben im Rahmen des Sozialsystems. Das bestätigen auch andere Studien.

Warum nun gerade die staatlichen Lotterien das Ungleichgewicht beim Einkommen fördern, andere Formen des Glücksspiels hingegen nicht, auf diese Frage lieferte die Studie keine Antwort.

[science.ORF.at, 20.6.06]
->   Irwin L. Morris
->   Official USA State Lottery Sites
->   Multivariate Verfahren bei Wikipedia
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Lotto-Jackpot: Zahlentüfteln ist sinnlos (23.6.05)
->   Lotto-Spielen: Eine Frage der Emotionen (30.11.04)
->   Studie: Auch Lottospielen kann süchtig machen (1.7.04)
 
 
 
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01.01.2010