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Studie: Amerikaner haben immer weniger Freunde  
  Die durchschnittliche Anzahl von Freunden, die jeder Amerikaner hat, nimmt laut einer Studie stark ab: Waren es vor 20 Jahren noch drei Freunde pro Person, so sind es heute nur noch zwei.  
Zugleich hat sich die Zahl von Personen verdoppelt, die nach Eigenaussagen niemanden haben, mit dem sie wichtige Dinge besprechen können. Als Ursachen vermuten die Forscher mehr und flexiblere Arbeitszeiten sowie den Einfluss der Internet-Kommunikation.

Davon berichtet die Soziologin Lynn Smith-Lovin von der Duke University und ihr Team in der Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift "American Sociological Review".
Ein Viertel hat niemanden zum Reden
Bei der Studie wurden Daten aus den Jahren 1985 und 2004 des General Social Survey verglichen, einem der am längsten bestehenden Sozialumfragen des Landes: 1985 ergab sie einen Durchschnittswert von "2,94 Freunden pro Person", 19 Jahre später waren es nur mehr 2,08 Freunde.

25 Prozent geben mittlerweile an, über gar keine Freunde zu verfügen. Laut Umfrage nahmen sowohl enge inner- als auch außerfamiliäre Beziehungen ab, wobei letztere noch stärker betroffen sind.

Mittlerweile geben 80 Prozent der Amerikaner an, ausschließlich im Familienkreis über wichtige Dinge reden zu können (1985: 57 Prozent).
Gefahr für politische Beteiligung
Dass die US-Amerikaner immer weniger Sozialkontakte außerhalb der Familie knüpfen - etwa in Vereinen oder Nachbarschaftsorganisationen - hat der Politikwissenschaftler David Putnam bereits im Jahr 2000 in seinem mittlerweile berühmten Buch "Bowling Alone" festgestellt.

Wie Putnam betonen auch die Autoren der aktuellen Studie die Gefahren, die sich durch den Niedergang des "sozialen Kapitals" ergeben.

"Die Verbindungen zu einem nahen Netzwerk aus Freunden schafft Sicherheit. Diese Verbindungen führen auch zu mehr zivilgesellschaftlicher und politischer Beteiligung", fasst es Smith-Lovin zusammen.
Spaltung der Gesellschaft
Laut den Autoren bestätigt die Studie auch weitere Spaltungen der Gesellschaft: Nicht-Weiße und Menschen mit geringerer Bildung verfügen über tendenziell kleinere soziale Netzwerke als Weiße und besser Gebildete.

Dafür hat sich die ethnische Diversität der Freundschaften erhöht: Waren es 1985 nur neun Prozent, die über einen Freund aus einer anderen Ethnie verfügten, sind es heute bereits 15 Prozent.

[science.ORF.at, 26.6.06]
->   Lynn Smith-Lovin, Duke University
->   American Sociological Review
->   General Social Survey
 
 
 
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01.01.2010