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Fisch-Protein soll Speiseeis fettärmer machen  
  Der Lebensmittelkonzern Unilever will in Hinkunft ein Fisch-Protein für die Produktion von Speiseeis verwenden. Dieses Protein verhindert die Bildung von Eiskristallen und könnte daher den Fettgehalt von Eiscreme nennenswert reduzieren.  
Die Technologie wurde bereits in einigen Ländern bewilligt, darunter etwa die USA.
Fische mit Gefrierschutz
Gefrierschutzproteine oder Antifreeze-Proteine (AFPs) nennt man jene Eiweißkörper, die es Organismen erlauben, selbst bei extrem tiefen Temperaturen zu überleben. Sie kommen in den Körperflüssigkeiten von Fischen - etwa Dorschen - vor, aber nicht nur dort: Auch bei überwinternden Insekten und Pflanzen wurden ähnliche Stoffe bereits entdeckt.
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Im Prinzip kann man bei AFPs mindestens zwei Wirkungsweisen unterscheiden: Zum einen lagern sie sich an bereits entstandene Eiskristalle an, wodurch diese keine weiteren Wassermoleküle aufnehmen und somit nicht wachsen können. Zum anderen können AFPs auch die schädigenden Wirkungen von Eiskristallen reduzieren. Etwa, indem sie mit Ionenkanälen in der Zellmembran in Wechselwirkung treten - oder, indem sie die von den Kristallen hervorgerufene mechanische Belastung herabsetzen.
->   Antifreeze protein - Wikipedia
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Kalorienarmes Eis
Der Nahrungsmittelkonzern Unilever, in Österreich etwa bekannt mit den Produkten "Magnum", "Calippo" und "Cornetto", möchte nun Mutter Natur als Vorbild für die Produktion von Speiseeis nehmen.

Die Grundidee dahinter: Da Gefrierschutzproteine das Wachstum von Eiskristallen behindern, könnten sie auch Eis bei tiefen Temperaturen zu einer cremigen Konsistenz verhelfen. Damit könnte man zum Teil das Milchfett ersetzen, dem das Eis bei traditionellen Rezepten seine Cremigkeit verdankt, womit es deutlich kalorienärmer wäre.
Protein mit Gentech-Hefe produziert
Freilich wird das dergestalt produzierte Eis nicht nach Fisch schmecken - Eiskreationen wie "Cornetto Dorsch" oder "Magnum Schellfisch" werden wohl nicht zu befürchten sein. Denn die Proteine werden nicht aus dem Blut der Fische isoliert, sondern mit Hilfe gentechnisch veränderter Hefe hergestellt. Eine Vorgangsweise, die etwa bei der Käseproduktion durchaus üblich ist.

Die dafür notwendige Technologie wurde nach Angaben von Unilever bereits in den USA und anderen Ländern bewilligt. Auf dem europäischen Markt gibt es das Eis noch nicht, die britische Food Standards Agency prüft gegenwärtig, ob sie die Technologie zulassen soll.

[science.ORF.at, 27.6.06]
->   Unilever Austria
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Forscher stellen Eis bei Raumtemperatur her (25.8.05)
->   Forscher entwickeln Eiscreme aus Raps und Lupinen (18.1.05)
->   Innsbrucker forschen an "eisigen" Mikroorganismen (14.2.02)
->   Fisch-Proteine gegen das Einfrieren (21.8.01)
 
 
 
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01.01.2010