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Röntgenstrahlen "könnten Brustkrebsrisiko steigern"  
  Das Risiko der Röntgenuntersuchung im Zusammenhang mit Brustkrebs - insbesondere bei Frauen mit bestimmten Genmutationen - wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert. Eine neue Studie legt nun eine Korrelation nahe.  
Frauen, bei denen durch mutierte BRCA1- und BRCA2-Gene ein erhöhtes Risiko von Brustkrebs von vornherein gegeben ist, könnten durch Röntgenuntersuchungen der Brust verstärkt gefährdet sein, ergibt die Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC).

Im Rahmen der Untersuchung wurden Fragebögen ausgewertet, die von 1.600 Frauen - alle Trägerinnen der Risiko-Gene - ausgefüllt worden waren. Nicht alle Frauen waren Brustkrebspatientinnen.
Effekte niedriger Strahlendosis untersucht
Die Analyse lieferte Hinweise, dass die Bestrahlung mit einer niedrigen Dosis bereits Auswirkungen haben könnte.

Dabei seien Frauen unter 20 Jahren, die sich einer solchen Untersuchung unterziehen, besonders gefährdet, schreibt das Team um David Goldgar in einer Aussendung.
Unter 20-Jährige haben 2,5-fach höheres Risiko
Bei Frauen mit BRCA1- und BRCA2-Mutationen und durchgeführten Mammografien war es um 54 Prozent wahrscheinlicher, dass sie an Brustkrebs erkrankten als bei Frauen, die sich niemals einer solche Untersuchung unterzogen.

Dabei trugen Frauen unter 20 Jahren nach den Röntgenuntersuchungen der Brust ein 2,5-fach höheres Risiko, dass sich Krebs vor dem 40. Lebensjahr entwickelte, schreiben die Wissenschaftler.

Die BRCA-Proteine spielen eine bedeutende Rolle bei der Reparatur der DNA von geschädigten Brustzellen. Die mutierte Version der BRCA-Gene würde verhindern, dass nach einer Bestrahlung die Zellen wieder hergestellt würden, so Goldgar.
Zusammenhang nicht eindeutig belegt
Die Ergebnisse der Studie sind aber mit Vorsicht zu bewerten: Die Forscher haben keine Daten zu Dosis und Zeitpunkt der Röntgenbehandlungen gesammelt.

Außerdem könne davon ausgegangen werden, dass sich Krebspatientinnen eher an Mammografien erinnern als Frauen, die gesund sind.

Kritiker äußerten der BBC gegenüber Bedarf an weiteren Untersuchungen. So findet beispielsweise Laura-Jane Armstrong vom Cancer Research UK, dass der Zusammenhang zwischen Bestrahlung und Frauen mit BRCA1- und BRCA2-Genen über die Erhebung nicht ausreichend geklärt werden kann.
Widersprechende Studien
Die Kontroverse wird sich fortsetzen: Zumal erst im März eine Gruppe von Wissenschaftlern zu einem gegenteiligen Ergebnis kam. Sie verglichen Patientinnendaten aus sechs Ländern - insgesamt 3.200 Frauen mit mutierten BRCA1- und BRCA2-Genen.

Die Hälfte der Frauen hatte Brustkrebs, die andere nicht. Ein Vergleich beider Gruppen zeigte, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass frühe Mammografien den Ausbruch von Krebs beschleunigten.

[science.ORF.at, 27.6.06]
->   Journal of Clinical Oncology
->   International Agency for Research on Cancer (IARC)
->   Mammografie: Auch für Frauen mit Genmutationen (22.3.06)
->   Alle Beiträge zum Stichwort Brustkrebs in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010