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Studie: Wir schlafen weniger, als wir glauben  
  Eine US-Studie über Schlafgewohnheiten zeigt, dass die eigene Wahrnehmung des persönlichen Schlafverhaltens trügt: Tatsächlich schläft man weniger, als man meint. Und insgesamt weniger, als gesund wäre.  
Besonders deutlich zeigte sich der Einfluss von sozialökonomischem Status, ethnischer Zugehörigkeit und dem Geschlecht auf die Schlafdauer, die Qualität des Schlafes und somit auch auf die Gesundheit.

Laut Studie schliefen Probanden afroamerikanischer Herkunft weniger lang als Weiße, Männer weniger als Frauen und Arme weniger als Reiche.

"Die Menschen glauben, nicht genug zu schlafen, dabei schlafen sie noch weniger, als sie meinen", sagt die Leiterin der Studie, Diane Lauderdale, Professor für Gesundheitsstudien an der Universität von Chicago. "Je mehr wir über die Bedeutung von Schlaf für die Gesundheit lernen, desto klarer wird, dass die Menschen immer kürzer schlafen."
Messung mittels "Actiwatch" und Schlaftagebuch
Zwischen 2003 und 2004 wurden in Chicago die Schlafgewohnheiten von 669 Probanden untersucht. Die Testpersonen waren zwischen 38 und 50 Jahre alt und Teilnehmer einer Studie über die Entwicklung von Herzkranzgefäßerkrankungen.

Jeweils drei Tage und Nächte lang trugen sie einen Bewegungssensor, der, wie eine Uhr getragen, den Zeitpunkt des Einschlafens registrierte. Die Technik, genannt "wrist actigraphy" oder kurz "Actiwatch", wurde zum ersten Mal eingesetzt und soll eine genaue Bestimmung der Schlafdauer ermöglichen.
Zudem führte jede Testperson ein Schlaftagebuch, in dem sie Schlafzeiten und Notizen zur Qualität des Schlafes festhielt.
Durchschnittliche Schlafdauer nimmt ab
Der historische Vergleich von Studien zeigt, dass die durchschnittliche Schlafdauer immer weiter abnimmt: Im Jahr 1900 gaben Testpersonen bei Untersuchungen an, neun Stunden pro Nacht zu schlafen. Studien aus den 1970er Jahren berichten von einer durchschnittlichen Schlafdauer von etwa sieben Stunden pro Nacht.

Die Probanden der aktuellen Studie verbrachten zwar durchschnittlich 7,5 Stunden im Bett, davon jedoch nur 6,1 Stunden schlafend.

Weiße Frauen schliefen mit 6,7 Stunden pro Nacht am längsten, gefolgt von weißen Männern, die etwa 6,1 Stunden schliefen. Frauen afroamerikanischer Herkunft verbrachten nur 5,9 Stunden schlafend, afroamerikanische Männer sogar nur 5,1 Stunden.
Unbewusstes Einschlafen
"Unsere Studie zeigt, dass wir den Daten früherer Erhebungen nicht völlig trauen können", sagte Lauderdale, "denn die Menschen wissen nicht, wie lange sie tatsächlich schlafen."

Einer der Gründe dafür ist, dass der Moment des Einschlafens nicht bewusst wahrgenommen wird. Auch die Zeit, die zwischen dem Zubettgehen und dem Einschlafen vergeht, lässt sich schwer einschätzen. Diese Zeitspanne konnte in der aktuellen Studie berücksichtigt werden, da die "Actiwatch" den genauen Zeitpunkt des Einschlafens aufzeichnete.

Das Ergebnis: Durchschnittlich vergingen 22 Minuten, ehe die Testpersonen einschliefen. Afroamerikanische Probanden brauchten sogar bis zu 35 Minuten, um einzuschlafen.
Schlafmangel als Krankmacher
Allgemein anerkannte Folgen von Schlafmangel sind etwa Konzentrationsschwierigkeiten sowie ein erhöhtes Unfallrisiko im Straßenverkehr. Jüngeren Studien zufolge soll chronischer Schlafmangel auch Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck fördern.

Da für die fortlaufende Studie über die Entwicklung von Herzkranzgefäßerkrankungen dieselben Probanden beobachtet wurden wie für die aktuelle Schlafstudie, erhofft man sich zukünftig neue Erkenntnisse über mögliche Auswirkungen auf den Bereich Herzerkrankungen.

[science.ORF.at, 4.7.06]
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Die Studie "Objectively Measured Sleep Characteristics among Early-Middle-Aged Adults" von Diane Lauderdale et al. wurde im "American Journal of Epidemiology" (Bd. 164, S. 5-16; doi:10.1093/aje/kwj199) veröffentlicht.
->   Abstract
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->   Schlaf - Wikipedia
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01.01.2010