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Auch China will Energiesicherheit  
  Der kommende G-8-Gipfel hat u. a. den Punkt Energiesicherheit auf der Tagesordnung. Dabei wird sich auch China der Kritik an der eigenen Energiepolitik stellen müssen.  
Sollen mehr als eine Milliarde Chinesen weiter Fahrrad fahren, damit die Menschen in reichen Ländern unverändert in dicken Autos herumkutschieren können? "Warum sollte unser China das tun?", fragt Hou Jinglin von der Akademie der Wissenschaften in Peking, wenn er Sorgen in westlichen Staaten hört, das wirtschaftlich aufstrebende China könnte ihnen das Öl wegnehmen.

"Warum versuchen die anderen nicht Wege, um mit dem Fahrradfahren anzufangen?" Die entwickelten Industriestaaten konsumierten heute dermaßen viel Energie. "Wie können sie sagen, dass sie gerne weiterhin so viel Öl und Gas verbrauchen wollen, während die Entwicklungsländer ihren Energieverbrauch drosseln sollen?" Vielmehr seien jetzt die reichen Länder am Zuge und sollten ihren Konsum verringern.
Energiesicherheit Thema bei G-8-Gipfel
Die Energiesicherheit für Entwicklungsländer, zu denen sich China zählt, sowie der Wettbewerb um die Rohstoffquellen der Welt gehören zu den Themen des G8-Gipfels am 15. bis 17. Juli im russischen St. Petersburg.

Zu der Runde der Staats- und Regierungschefs der USA, Russlands, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Japans und Kanadas ist auch Staats- und Parteichef Hu Jintao eingeladen.

Mit 22 Prozent der Weltbevölkerung verbraucht das Reich der Mitte heute 6 Prozent der täglichen Ölversorgung, während die USA mit 5 Prozent der Bevölkerung 25 Prozent konsumieren - mehr als jedes andere Land der Erde.
Kritik an Energiekooperationen Chinas
Zwar beziehen die USA und andere Länder ihr Öl auch aus Ländern wie Saudi-Arabien, die nicht unbedingt als freiheitliche Demokratien bezeichnet werden können, doch wird Chinas Energiekooperation mit dem Sudan, Iran oder Angola heftig kritisiert.

Menschenrechtler werfen China vor, eine Intervention der UN in Darfur zu verhindern, um seine Ölinteressen im Sudan nicht zu gefährden. China muss sich auch anhören, im Atomkonflikt mit dem Iran auf die Bremse zu treten, weil es große Lieferabkommen für Öl und Gas mit dem Iran geschlossen hat.
Beispielsweise mit Iran und Sudan
"In diesen Regionen haben wir unsere eigenen Interessen, von denen wir ausgehen, wenn wir Lösungen für die Probleme erwägen", sagt Xia Yishan vom Institut für internationale Beziehungen. "Wir haben unsere Politik, und die wird sich nicht völlig mit der des Westens decken."

China verfolge grundsätzlich eine Politik der Nicht-Einmischung, sagt auch Forscher Hou Jinglin. "Selbst wenn wir keine Ölgeschäfte mit dem Iran machten, würden wir keinen Druck ausüben."
China: "Verantwortlicher Teilhaber"?
Westliche Staaten sehen Chinas Politik gegenüber dem Iran und Sudan häufig aber als Test, ob sich die aufstrebende Wirtschaftsmacht tatsächlich als "verantwortlicher Teilhaber" in der Welt erweist.

"Wir brauchen große Mengen Energie", entgegnet Hou Jinglin. Andere kauften schließlich auch das Öl aus solchen Ländern. "Warum werden wir für dieselbe Sache beschuldigt. Wenn diese Länder bereit sind zu verkaufen, dann kaufen wir. Das ist ein gerechtes Geschäft", sagt der Forscher und beklagt, China werde oft mit zweierlei Maß gemessen.
Noch verärgert über geplatztes Geschäft
Die Verärgerung, dass die USA vor einem Jahr verhindert haben, dass der US-Energiekonzern Unocal in chinesische Hände fällt, sei noch längst nicht verflogen, stellt der Direktor des China-Instituts der Universität von Alberta in Kanada, Jiang Wenran, fest.

"Nach dem Aufstand um die versuchte Übernahme von Unocal haben sich die Chinesen anderswo umgeschaut und eine Reihe hoch riskanter Investitionen in Afrika, im Nahen Osten und Lateinamerika gemacht", sagt Jiang Wenran. "Wenn die Chinesen jetzt westliche Berichte lesen, dass China mit Diktatoren oder nach US-Definition "Schurkenstaaten" Geschäfte macht, dann stößt ihnen das besonders bitter auf."
Behandlung Chinas ist "ungerecht und unangemessen"
China werde "ungerecht und unangemessen" behandelt, beklagt denn auch Hou Jinglin: "In meinen Augen ist es Feindseligkeit." Wer China so kritisiere, müsse aus der reichen Welt stammen.

"Sie sehen es nicht gerne, dass China so schnell wächst", sagt der Forscher der Wissenschaftsakademie. "Wir können ihnen nicht sagen, den Mund zu halten. Aber wir sollten sie ignorieren."

Andreas Landwehr, dpa, 6.7.06
->   G8 St. Petersburg 2006
 
 
 
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01.01.2010