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WU: Gründe für frühen Studienabbruch erhoben  
  Rund 30 Prozent aller Studienanfänger der Wirtschaftsuni Wien (WU) hält es nicht lange dort: Sie brechen ihr Studium nach zwei Semestern ab. Eine Untersuchung hat die Gründe für den vorzeitigen Ausstieg erhoben.  
Was Studienabbrecher zur schnellen Exmatrikulation bewegt, analysierte Horst Reiger vom Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung im Rahmen einer Lehrveranstaltung und mittels einer Befragung von Studierenden und Studienabbrechern.

Das Ergebnis: Es gibt drei Kernbereiche, die die Entscheidung der Studienabbrecher maßgeblich beeinflusst haben.
Grund 1: Geld verdienen
Der erste und wohl wichtigste Beweggrund ist die Berufstätigkeit, um den Lebensunterhalt zu sichern. Studienanfänger haben der Untersuchung zufolge ein "ungleich höheres Abbruchsrisiko", wenn sie neben dem Studium einer regelmäßigen und festen Beschäftigung nachgehen.

Sie können "aufgrund ihrer ausgeprägten beruflichen Orientierung nur schwerlich eine studentische Identität entwickeln und sich auf die universitären Anforderungen einstellen bzw. ihnen entsprechen", schreibt der Projektleiter in einer Aussendung.
Grund 2: Das "Massen"-Angebot
Die Massenuniversität bringe insbesondere im ersten Studienabschnitt überfüllte Hörsäle, Massenprüfungen, ausgebuchte Lehrveranstaltungen, fehlenden Kontakt zu den Lehrenden und "falsche" inhaltliche Erwartungen mit sich - so auch an der WU.

Wer sich mit derartigen Gegebenheiten nicht arrangieren kann, läuft laut Reiger große Gefahr, das Studium vorzeitig zu beenden.

Aus der Sicht der Befragten sei die mangelnde Qualität der Informationspolitik der WU und auch der Österreichischen Hochschülerschaft darüber, was einen auf der WU überhaupt erwartet, sowie die geringe Transparenz der Studieninhalte dafür verantwortlich.
Grund 3: Orientierungslosigkeit
Als weiteren Punkt erhoben Reiger und seine Mitarbeiter ein hohes Abbruchrisiko bei jener Gruppe von Studierenden, die eher zufällig, plan- und in diesem Sinne "orientierungslos" an der WU immatrikulierten.

Diese Studierenden hätten im Grunde keine erkennbare Studienintention und zeichneten sich durch "Gefühle der Fremdheit und Distanz gegenüber der universitären Kultur" aus.

Das soll nicht heißen, so der Projektleiter, dass Studienanfänger mit einem derartigen Profil automatisch zu Dropouts werden müssen. Vielmehr dürften sie unter den gegebenen massenuniversitären Rahmenbedingungen kaum Chancen haben, Studienziele zu entwickeln, eine studentische Identität aufzubauen und sich somit ins universitäre Leben zu integrieren.
Zwei "Anfangssemester"
Seit dem WS 2002/03 sind an der WU Wien neue Studienpläne für das Magisterstudium in Kraft. Diese sehen einen zwei Semester umfassenden ersten Studienabschnitt für alle Studienrichtungen vor.

Mit der Implementierung dieser Studieneingangsphase wurde das Ziel verfolgt, die Studienanfänger zum einen über die verschiedenen Gegebenheiten an der WU zu informieren und zum anderen ihnen eine Orientierungshilfe dafür zu bieten, ob sie sich für das gewählte Studium als geeignet einschätzen.

[science.ORF.at, 6.7.06]
->   Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung
 
 
 
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01.01.2010