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Paläontologen: Es gab auch blonde Mammuts  
  Mammuts hatten entgegen den meisten zeitgenössischen Darstellungen nicht nur ein dunkles Fell: Laut der Gen-Rekonstruktion eines fossilen Knochens gab es auch blonde Exemplare. Obwohl dabei eine neue Technik eingesetzt wurde, lassen sich ausgestorbene Tierarten a la "Jurassic Park" nicht wiederherstellen, meinen Experten.  
Das Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hat erstmals ein komplettes, im Zellkern codiertes Gen eines Mammuts aus seinen Bruchstücken zusammengesetzt und danach sequenziert.

Den Erbträger hatte es zuvor aus den Knochen eines vor ungefähr 43.000 Jahren gestorbenen Mammuts isoliert.
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Die Studie "Nuclear Gene Indicates Coat-Color Polymorphism in Mammoths" ist in "Science" (Bd. 313, S. 62; Ausgabe vom 7.7.06) erschienen.
->   Abstract in Science
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Fragmentierte DNA
Zu dem Team um Michael Hofreiter vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie zählt auch der Paläontologe Gernot Rabeder von der Universität Wien. Gemeinsam wurde an Hand von Höhlenbären eine Methode entwickelt, mit der man fossile DNA untersuchen kann.

Mit ihr konnte u.a. bereits gezeigt werden, dass es in unseren Breitengraden vor 150.000 Jahren vier genetisch verschiedene Höhlenbären gegeben hat.

Das Problem fossiler DNA ist ihre Fragmentierung. "DNA überdauert nur unter extrem günstigen Bedingungen derart lange Zeiträume. Meistens - so wie auch im vorliegenden Fall - sind nur Bruchstücke vorhanden", so Rabeder gegenüber science.ORF.at.
Neue Technik
In der aktuellen Studie in "Science" beschreibt das Forscherteam, wie es aus einer Vielzahl kleiner DNA-Bruchstücke des Mammutknochens das komplette Gen rekonstruierte.

Bei der so genannten Zwei-Schritt-Multiplex-PCR-Technik werden zuerst viele DNA-Fragmente gleichzeitig vervielfältigt und danach jedes Bruchstück einzeln.
Schlüsselgen für Haut- und Fellfarbe
 
Bild: Knut Finstermeier/Science

Plüschig geratene "Science"-Illustration eines hellen und eines dunklen Mammuts.

Das rekonstruierte Gen, das Melanocortin-Typ 1-Rezeptor-Gen, bestimmt bei Säugetieren zusammen mit anderen Genen die Haut- und Fellfarbe.

Ein Funktionsverlust dieses Gens führt beim Menschen zu roten Haaren und zu einer sehr hellen Haut. Daher bekommen sie eher einen Sonnenbrand und entwickeln auch schneller Hautkrebs.
Anpassung an Eiszeit?
Die Forscher fanden zwei Varianten dieses Gens (Allele) im Mammut, bauten beide nach und testeten deren Funktion im Labor. Das eine Allel war aktiver und erklärt die bekannte braune Fellfarbe des Mammuts.

Das zweite, weniger aktive Allel hat einige Mammuts vermutlich hellbraun bis blond gemacht. Funde blonder Mammuthaare im sibirischen Permafrostgebiet unterstützen diese Theorie.

Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die Mammuts mit ihrer hellen Fellfarbe an die Bedingungen der Eiszeit angepasst haben. So besitzen auch viele der heute in arktischen Regionen lebenden Tiere wie z.B. der Eisbär eine helle Fellfarbe.
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Mammuts: Bis zu dreieinhalb Meter hoch
Mammuts waren vor allem während der letzten Eiszeit in Europa und Asien verbreitet. Das so genannte Kaltsteppenmammut war 3,5 Meter hoch und hatte ein langzotteliges Fell. Die Tiere starben zum Ende der Eiszeit weitgehend aus, im Nordosten Sibiriens hielten sich Zwergformen noch bis vor 4.000 Jahren.
->   Mammut-Sterben: Mensch nicht alleine schuld (11.5.06)
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"Jurassic Park" nicht in Sicht
Dass es einmal zur vollständigen Rekonstruktion und Wiederbelebung ausgestorbener Tiere a la "Jurassic Park" kommen kann, hält Rabeder aus heutiger Sicht für "praktisch ausgeschlossen".

Zwar werden die Methoden zur Lösung des fossilen DNA-Puzzles immer besser, Mammuts kann man damit aber nicht zum Leben erwecken - und das hat nicht zuletzt mit den Schwierigkeiten des Klonens zu tun, die es schon bei lebenden Tieren und erst recht bei ausgestorbenen gibt.

[science.ORF.at, 7.7.06]
->   Gernot Rabeder - Uni Wien
->   Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie
 
 
 
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01.01.2010