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Kinder von Langzeitarbeitslosen sterben häufiger  
  Kindern, deren Eltern lange Zeit oder noch nie gearbeitet haben, sind im Vergleich zu "wohl situierten" Kindern 13 Mal mehr gefährdet, durch Unfälle oder Vergiftungen ums Leben zu kommen.  
Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Phil Edwards von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Die Wissenschaftler untersuchten, inwiefern sich die tendenziell sinkenden Sterblichkeitsraten bei britischen Kindern auch auf jene Kinder auswirken, die aus einem ärmeren sozialen Umfeld kommen. Ihr Fazit: Letztere profitieren vom positiven Trend gar nicht.
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Der Artikel "Deaths from injury in children and employment status in family: analysis of trends in class specific death rates" ist als Online-Publikation der Fachzeitschrift "British Medical Journal" (7. Juli 2006, doi: 10.1136/bmj.38875.757488.4F) erschienen.
->   Abstract
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Unfälle enden seltener mit dem Tod
In Großbritannien nahm die Zahl tödlich endender Unfälle bei Kindern in den letzten Jahren deutlich ab: Kamen im Jahr 1981 auf 100.000 Kinder noch 11,1 Tote, so waren es 2001 nur noch vier. Edwards und seine Kollegen betrachteten dabei nur die Fälle, bei denen der Tod der Kinder durch externe Einflüsse ausgelöst wurde.

Die Analyse ergab, dass bei Kindern von Langzeitarbeitslosen oder Eltern, die noch nie gearbeitet haben, eine höhere Todesrate vorliegt: Sie ist 13 Mal höher als bei Kindern von arbeitenden Eltern, die ein gutes, regelmäßiges Gehalt beziehen.
Ärmere Kinder sind überproportional gefährdet
Die erhöhte Sterblichkeitsrate der Kinder aus armen Verhältnissen in aufgeschlüsselter Form: Betrachtet man nur die Unfälle als Fußgänger, dann ist die Rate sogar 20 Mal größer; bei Fahrradfahrern 27 Mal und bei Todesfällen durch Brände 37 Mal.

In 80 Prozent aller Todesfälle wurden die Opfer u.a. als Fußgänger bei einem Unfall oder nicht weiter bestimmten Ereignisses verletzt, saßen in einem Unfallwagen, vergifteten sich durch Rauch, starben bei einem Brand, ertranken oder starben als Fahrradfahrer bei einem Unfall.
Soziale Ungleichheit ist gebliebenen
Für den Autor Edwards hat sich dem Ergebnis zufolge in den letzten 20 Jahren nicht sehr viel an der Ungleichheit zwischen "armen" und "reichen" Kindern geändert. Die Kinder mit dem ungünstigeren sozioökonomischen Status seien heute überproportional in den Sterblichkeitsraten vertreten.

"Über die Ursachen dafür können wir nur spekulieren: Familien, in denen die Eltern kein Gehalt beziehen, haben vielleicht weniger oft ein Auto und sind so eher dem Risiko eines Unfalls bei Fußgängern ausgesetzt. Das größere Risiko eines Todes durch Wohnungsbrand könnte an mangelnder Wohnqualität und der Art des Wohnens liegen", so Edwards in einer Aussendung.

[science.ORF.at, 7.7.06]
->   London School of Hygiene & Tropical Medicine
 
 
 
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01.01.2010