News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Alpenklima: Blick auf die vergangenen 1.000 Jahre  
  Forscher haben im Rahmen einer Studie das Alpenklima der letzten 1.000 Jahre rekonstruiert. Ein Ergebnis: Was die Temperatur betrifft, zeigt sich ein sehr einheitlicher Trend - es wurde wärmer.  
Überraschend ist indes, dass es bei allen anderen klimatischen Parametern äußerst große regionale Unterschiede gab. Die Ergebnisse des EU-Forschungsprojekts "ALP-IMP" werden derzeit bei den Rauriser Wissenschaftstagen im Salzburger Pinzgau präsentiert.
Sonnblick: Aufzeichnungen seit 1886
Ziel des Forschungsprojektes "ALP-IMP" sei es, durch fundierte Daten Qualität in die Klimadebatte zu bringen, erläuterte Projektleiter Reinhard Böhm von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik im Gespräch mit der APA. Für den Alpenraum gibt es die am längsten zurückreichenden und dichtesten Aufzeichnungen über Klimadaten. Ein Beispiel: Das Sonnblick-Observatorium zeichnet Temperatur, Niederschlag und ähnliche Daten seit 1886 auf.
Niederschlag: Je nach Region Anstieg oder Rückgang
Klima ist ein sehr komplexes Feld - das zeigen die Ergebnisse. Während nämlich bei der Temperatur ein recht einheitlicher Anstieg an allen untersuchten Stellen feststellbar war, gab es bei anderen Parametern sehr große regionale Unterschiede. "Die Erwärmung nimmt zu. Das gilt für Wien ebenso wie für den Sonnblick oder Marseille", sagte Böhm.

Anders schaut es beim Niederschlag aus: Während es für den Nordwesten des Alpenbogens einen stetigen Anstieg der Niederschläge gab, verzeichnete man im südwestlichen Bereich einen Rückgang. "Zwischen 1860 und heute ist der Niederschlag im Südwesten um etwa 15 Prozent zurückgegangen, im Nordwesten hat er um 15 Prozent zugenommen", berichtete Böhm: "Das ist sehr viel." Solche Gegensätze werfen viele neue Forschungsfragen auf.
Warme und kalte Perioden
Die vergangenen 1.000 Jahre Alpenklima fasst Böhm in folgende Perioden zusammen: Um 1000 habe es eine warme Phase gegeben, die jener von heute ähnlich sei. Daten für diese Zeit liefern vor allem Bäume, deren Holzdichte und Jahresringe Rückschlüsse auf Temperatur sowie feuchte oder trockene Perioden erlauben.

Danach folgte laut Böhm ein Abkühlungsprozess, der im 16. Jahrhundert sowie um 1850 in kleinen Eiszeiten mündete. So gab es um 1850 auch eine große Ausdehnung der Gletscher. Danach verzeichnete man einen Temperaturanstieg - um rund zwei Grad Celsius von 1850 bis heute, berichtete der Meteorologe.
"Extremwerte nehmen nicht generell zu"
"Die Behauptung, dass Extremwerte beim Klima generell zunehmen, ist Unsinn. Das Klima ist viel komplizierter", stellte Böhm klar. Unbestritten sei die Zunahme der Erwärmung. Doch die Details der Wetter- und Klimaentwicklung seien regional unterschiedlich und es sei noch viel Forschungsarbeit notwendig, um die Phänomene zu verstehen und einzuordnen.

Bis zum Jahr 1950 sei der Anstieg der Temperaturen eine natürliche Entwicklung gewesen, danach habe sich auch der durch den Menschen verursachte Treibhauseffekt bemerkbar gemacht.

[science.ORF.at/APA, 7.7.06]
->   ALP-IMP
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010