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Weltgrößtes "Reagenzglas" für die Meeresbiologie  
  In einem überdimensionalen, 20 Meter langen "Reagenzglas" sollen erstmals die Auswirkungen des Klimawandels auf Meeresorganismen direkt im Ozean untersucht werden.  
Die Vorrichtung besteht aus einem frei schwimmenden, drei Tonnen schweren Auftriebsrahmen aus Aluminium und einem Kunststoffbehälter. Dieser so genannte Mesokosmos entfaltet sich auf offener See zu einer Art überdimensionalem Reagenzglas, das von der Wasseroberfläche bis zu einer Tiefe von 20 Meter hinabreicht.

Entwickelt wurde das Gerät von deutschen Meeresbiologen des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) rund um Ulf Riebesell.
Ozean der Zukunft im Kleinformat
Der Mesokosmos schließt 65.000 Liter Wasser inklusive aller darin lebender Meeresbewohner ein. Die Wissenschaftler versuchen die Umweltbedingungen zu simulieren, die künftig in den durch den Klimawandel erwärmten Ozeanen herrschen könnten.
Übersäuerung der Weltmeere
Bild: IFM-Geomar
Verladen des neuen Auftriebsrahmens für Mesokosmen auf das Forschungsschiff ALKOR
Die Erwärmung der oberen Meeresschichten hat vielfältige Konsequenzen für die vertikale Durchmischung im Ozean, die bisher nur schwer voraussehbar sind.

Die Folgen der CO2-bedingten Ansäuerung des Meerwassers lassen sich laut den deutschen Meeresbiologen sehr viel präziser vorhersagen: Steigt der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre weiterhin im gegenwärtigen Ausmaß, so rechnen sie bis 2150 mit einem Absinken der pH-Werts in den oberen Schichten von momentanen 8,1 auf 7,5 Einheiten.

Ein Säurewert, den der Ozean in den vergangenen 20 Millionen Jahren nicht erreicht hat.
Ungewisse Folgen für Organismen und Ökosysteme
Was die Reaktionen der Meeresorganismen und -ökosysteme auf die globale Erwärmung und die CO2-bedingte Ansäuerung betrifft, so können die Wissenschaftler derzeit nur Vermutungen anstellen.

Vor allem die Auswirkungen auf die Stoffkreisläufe und daraus folgende Rückkoppelungen, die sich für das Klimasystem ergeben, sind ungewiss. Die Wissenschaftler erhoffen sich von den Versuchen im Mesokosmos
neue Erkenntnisse darüber.
Großexperiment mit neun Mesokosmen
Das schwimmende Großlabor wird momentan unter der Leitung von Riebesell in der Ostsee getestet. Für nächstes Jahr ist bereits das erste Großexperiment geplant: In neun Mesokosmen soll der Einfluss der steigenden Ansäuerung der Meere auf Meeresplankton untersucht werden.


[science.ORF.at/7.7.06]
->   Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
->   Meeresbiologe Ulf Riebesell (IFM-GEOMAR)
->   Expeditionsbereichte des IFM
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01.01.2010