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Geschlecht hat Einfluss auf Medikamentenwirkung  
  US-Forscher haben entdeckt, dass der Unterschied der Geschlechter größer ist als gedacht. Männer und Frauen haben zehn Mal mehr Gene, die verschieden schnell in Eiweiße umgewandelt werden, als bisher bekannt.  
Die Wissenschaftler um Xia Yang von der University of California (UCLA) liefern mit ihren Laborversuchen eine Erklärung dafür, warum Männer und Frauen ein unterschiedliches Krankheitsrisiko tragen und verschieden auf Medikamente reagieren.

Während man bisher von etwa 1.000 unterschiedlich aktiven Genen in der Leber und rund 60 im Gehirn ausging, stellte sich nun heraus, dass die Zahl rund zehn Mal so hoch ist.
Untersuchung der Genexpression an Mäusen
Die Forscher haben Hirn, Leber, Fett- und Muskelgewebe von männlichen und weiblichen Mäusen untersucht. Das ursprüngliche Ziel war es, Hinweise auf genetische Ursachen für Diabetes, Fettleibigkeit, Arteriosklerose und psychologische Störungen zu finden. Mäuse eigenen sich besonders wegen ihrer hohen genetischen Übereinstimmung (99 Prozent) mit dem Menschen zur Erforschung von Erbkrankheiten.

Yang und sein Team konzentrierten ihre Untersuchungen auf die so genannte Genexpression, jenen Prozess, bei dem DNA-Sequenzen in Zellproteine umgewandelt werden. Die Proteine übernehmen den Transport von Molekülen, bilden Zellstrukturen oder erkennen wichtige Signalstoffe.
Expressionsmuster vom Geschlecht abhängig
Die Wissenschaftler untersuchten mehr als 23.000 Gene. Dabei fanden sie heraus, dass die Gene zwar grundsätzlich bei beiden Geschlechtern gleich funktionierten, jedoch über die Hälfte - abhängig vom Geschlecht - unterschiedliche Expressionsmuster aufweisen.

Laut einer Aussendung der UCLA sind Yang und sein Team die Ersten, die einen geschlechtsspezifischen Unterschied in der Genexpression im Fett- und Muskelgewebe nachweisen konnten.
Medikamente wirken unterschiedlich
"Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Geschlecht bestimmt, mit welcher Geschwindigkeit der Körper DNA in Proteine umwandelt", erklärte Xia Yang. Die Resultate würden Rückschlüsse auf den Einfluss des Geschlechts, auf die Entwicklung von Krankheiten und die Wirkung von Medikamenten zulassen.

Am Beispiel der Leber lässt sich der Unterschied veranschaulichen: Das Organ arbeitet zwar bei beiden Geschlechtern gleich, jedoch mit verschiedener Geschwindigkeit.
Das würde auch erklären, warum Männer und Frauen unterschiedlich auf Medikamente reagieren, so Yangs Mitarbeiter, der Genetiker Jake Lusis.
Geschlechtsspezifische Behandlungen
Beispielsweise würde Aspirin Männer wirksamer vor Herzinfarkt schützen als Frauen, erklärt Lusis.

Die neuen Ergebnisse sollen die Entwicklung geschlechtsspezifischer Behandlungsmethoden unterstützen, denn bisher sind die meisten Dosierungen von Medikamenten auf Männer abgestimmt.

[science.ORF.at, 10.7.06]
->   University of California (UCLA)
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->   Genexpression wird im Alter variabel (23.5.06)
->   Flexible Zellstrukturen: Fest und elastisch (26.9.01)
 
 
 
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01.01.2010