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Persönliche Briefe Einsteins freigegeben  
  Die Hebräische Universität in Jerusalem hat zahlreiche persönliche Briefe aus dem Nachlass des Physikers Albert Einstein freigegeben. Im Zentrum stehen die Beziehungen zu seinen Frauen, Geliebten und Kindern.  
Etwa 1.400 Dokumente des Nobelpreisträgers dürften 20 Jahre nach dem Tod von Einsteins Stieftochter Margot von der Öffentlichkeit eingesehen werden, sagte Professor Chanoch Gutfreund der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Dienstag.
Beziehungen zu Frauen, Geliebten und Kindern
Die in deutscher Sprache verfassten Briefe seien sehr persönlicher Natur, erklärte Gutfreund. Sie ließen keine neuen Schlüsse über Einsteins Forschungen zu, wohl aber über seine Beziehungen zu seinen Frauen, Geliebten und Kindern.

"Einstein war ein sehr komplexer Mensch, dem es oft schwer fiel, seine Gefühle in Worte zu fassen", erklärte der Einstein-Experte.

In den Briefen schreibe er seinen Frauen und Kindern jedoch auf durchaus liebevolle und mitfühlende Weise. In einer der Schriften äußere er etwa Verständnis für die Schwierigkeiten seiner ersten geschiedenen Frau Mileva Maric bei der Erziehung der beiden gemeinsamen Söhne.
Ein Brief aus der Korrespondenz
 
Bild: Albert Einstein Archives at Hebrew University

Schwierigkeiten mit dem Frack
Die Briefe lieferten viele Anekdoten aus dem Leben Einsteins, der über eine sehr scharfe Beobachtungsgabe verfügt habe, so Gutfreund. In einem Schreiben an seine zweite Frau Elsa habe er etwa mitgeteilt, wie schwer es ihm gefallen sei, bei einem Besuch in der britischen Universität Oxford einen Frack zu tragen.

Er habe sich erst daran gewöhnen müssen, so wie zuvor an das Benutzen einer Zahnbürste. Um zu verbergen, dass er keine Socken trug, habe er zu dem Smoking Stiefel angezogen.
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Preisgeld und Relativität
Der Stapel von Briefen beleuchtet noch andere Themen aus Einsteins Leben. Ein Beispiel: Der Nobelpreis (1921) und die Investition des Preisgeldes. Neben Berichten darüber, dass Einstein das Geld im Rahmen der Scheidung in die Schweiz transferiert und seiner ersten Frau überschrieben haben soll, so liefern die Briefe Hinweise, dass er einen großen Teil stattdessen in den USA investiert - und bei der großen Wirtschaftskrise verloren - hat.

Ein weiteres Beispiel: die Relativitätstheorie. In einem Brief an Elsa gibt Einstein 1921 zu: "Es reicht mir bald mit der Relativität. Selbst solch eine Sache vergeht, wenn man sich zu sehr damit beschäftigt...", eröffnet die Hochschule in einer Aussendung.
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Freigabe nach Ablauf von 20-Jahres-Frist
Der 1955 in Princeton gestorbene Einstein hat der Hebräischen Universität seinen schriftlichen Nachlass vermacht.

Seine Stieftochter Margot übergab der Hochschule 1984 auch die Briefe in ihrem Besitz, jedoch unter der Bedingung, sie wegen ihrer privaten Natur erst 20 Jahre nach ihrem eigenen Tod zu veröffentlichen.

[science.ORF.at/dpa, 11.7.06]
->   Hebräische Universität Jerusalem
->   science.ORF.at-Archiv zu Einstein
 
 
 
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01.01.2010