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Sonarlärm: Teilerfolg für Walschützer  
  Im Pazifik rund um Hawaii findet gerade ein Manöver der US-Marine mit U-Booten statt. Opfer sind nach Überzeugung von Tierschützern Wale - in letzter Minute wurden der Marine vor Gericht Auflagen abgetrotzt.  
Ob das die Wale schützt, bleibt aus Sicht der Tierschützer aber abzuwarten.
Forderung: Keine Übungen in Schutzgebieten
"Wir verstehen, dass die Marine mit Sonargeräten üben muss", sagt Daniel Hinerfeld von der Umweltgruppe Natural Resources Defense Council (NRDC). "Die Frage ist, wie und vor allem wo sie es tun." Hawaii sei dafür der denkbar schlechteste Platz.

Dort hatte Präsident George W. Bush erst im Juni ein Meeresschutzgebiet ausgelobt. Zeitgleich machte die Marine von einem neuen Gesetz Gebrauch, das ihr erlaubt, Bestimmungen zum Schutz von Meeressäugern zu missachten. "Das ergibt doch keinen Sinn", sagt Hinerfeld.
Reihe von Fallbeispielen
"Wir haben es noch nie erlebt, dass bei unseren Übungen Meeressäuger verletzt oder in Gefahr gebracht wurden", sagt der Sprecher der Pazifikflotte auf Hawaii, John Yoshishige.

Die Tierschützer staunen über diese Aussage. Bei der Pazifikübung 2004 strandeten in einer Bucht der Hawaii-Insel Kauai 150 Breitschnabel- Delfine. Einer verendete, die anderen konnten zurück ins Meer gelotst werden.

Eine Umweltbehörde kam zu dem Schluss, dass die Schallwellen die "plausible, wenn nicht sogar wahrscheinliche" Ursache dafür waren. "Richtig eindeutig war das aber nicht", sagt Yoshishige.

Im März 2000 wurden auf den Bahamas 16 Wale am Strand gefunden. Die Marine räumte später einen Zusammenhang mit dem Einsatz von Sonargeräten ein.
Verwirrung und innere Blutungen
"Wale sind akustische Tiere, die auf das Hören und Gehörtwerden angewiesen sind, um zu überleben", sagt NRDC-Anwalt Michael Jasny. Die unter Wasser extrem weit hallenden Schallwellen der Sonargeräte verwirren die Tiere nach Überzeugung der Umweltgruppe auf ihrem Streifzug durch die Meere, so dass sie keine Nahrung mehr finden und natürlichen Feinden nicht mehr ausweichen.

Bei einigen seien zudem erhebliche interne Blutungen festgestellt worden, die auf Verletzungen hindeuten, wie sie Taucher erleiden, die zu schnell an die Oberfläche kommen. "Die Geräusche versetzen die Tiere in Panik, woraufhin sie zu schnell auf- oder abtauchen", sagt Jasny.
Armee braucht "realistische Bedingungen"
"Wir müssen unter realistischen Bedingungen trainieren", sagt Yoshishige. U-Boote seien heutzutage extrem leise. 140 seien im Pazifik unterwegs, und ohne Schallwellen, die von großen Schiffen an der Wasseroberfläche ausgesendet werden, nicht zu orten. "Wenn das Geräusch reflektiert wird, weiß man: Da ist was", sagt der Sprecher.

Noch kurz vor Beginn der Übung verwies die Marine auf Studien der Behörde für Meeres- und Klimaforschung (NOAA), nach der "keine bedeutenden Folgen" für die Umwelt zu befürchten seien. Verletzungen und Verendungen von Meeressäugern infolge der Übung seien "höchst unwahrscheinlich".
Gericht verhängte Schutzmaßnahmen
Richterin Florence-Marie Cooper in Los Angeles sah das anders: Sie stoppte den Einsatz der Sonargeräte zunächst, ehe sie die von Umweltschützern geforderten verschärften Auflagen absegnete.

Nun muss die Marine um die Schutzzone im Norden Hawaiis einen 50 Kilometer weiten Bogen machen. Zudem muss sie während der Übung mit Hilfe von Meeresmikrofonen auf Säugetiere achten und etwaige Entdeckungen sofort melden. Die Frequenz der Sonargeräte muss dann gedrosselt oder auf Null gefahren werden, je nachdem wie nah der Säuger ist.

Tierschützer feiern das Urteil als Etappensieg. Eine weitere Klage gegen den Einsatz von Sonargeräten ist anhängig, über sie soll im Herbst entschieden werden. Umweltgruppen wollen die Marine mit ihren Sonargeräten endgültig aufs weite Meer und weg von bekannten Wanderrouten der Meeressäuger verbannen.

Christiane Oelrich, dpa, 17.7.06
->   National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)
->   Natural Resources Defense Council
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Wale
 
 
 
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01.01.2010