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Atomphysiker tagen in Innsbruck  
  Über 800 Physiker aus aller Welt treffen einander bis 21. Juli 2006 in Innsbruck zur 20. Internationalen Konferenz für Atomphysik (ICAP), unter ihnen auch die drei Nobelpreisträger des Vorjahres, Theodor Hänsch aus München sowie Roy Glauber und John Hall aus den USA.  
Themenschwerpunkte sind unter anderem die Quanteninformationsverarbeitung sowie ultrakalte Atome und Moleküle.

Hänsch untersucht in seiner Arbeit am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München die Wechselwirkung zwischen Atomen und Licht. In Innsbruck wird er über die neuesten Trends in der Präzisionsspektroskopie Auskunft geben.
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Die Konferenz
Acht Nobelpreisträger, 50 Vortragende und 820 Wissenschaftler aus 45 Ländern nehmen von 16. bis 21. Juli an der ICAP teil. Die Konferenz ist der Grundlagenforschung gewidmet und von einer "spannenden Aufbruchstimmung" beherrscht, sagten die Veranstalter bei einer Pressekonferenz am Montag. Die letzte Internationale Konferenz für Atomphysik fand im Jahr 2004 in Rio de Janeiro statt, die nächste wird 2008 in den USA abgehalten.
->   20. Jahreskonferenz der Atomphysiker
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Vorstellung von Präzisionsspektroskopie
Bei der Präzisionsspektroskopie geht es um die Messung von optischen Frequenzen, z.B. jenen des Lichts, die nun bereits im Attosekunden-Bereich von 10-18 Sekunden möglich sind.

Damit wollen die Physiker in Zukunft nicht nur die Naturkonstanten exakter messen, sondern auch ultrakurze Laserpulse erzeugen und noch genauere Atomuhren bauen, sagt Rainer Blatt vom Innsbrucker Institut für Experimentalphysik, einer der Konferenzorganisatoren.

"Die moderne Physik geht in die Richtung, wo wir sehr präzise messen können, noch präziser als bisher. Um diese Präzision zu erreichen muss man Techniken entwickeln, die versuchen Bewegungseinflüsse zu verhindern. D.h. der ganz generelle Aspekt des Kühlens und des Fangens von Atomen. Diese Techniken dominieren die heutige Atomphysik," erklärte Blatt im ORF-Radio.
Fernziel Quantencomputer
Wenn Atome bis knapp oberhalb des absoluten Temperaturnullpunktes abgekühlt werden, bilden sich Bose-Einstein-Kondensate und so genannte Fermigase, wo sich Teilchen beispielsweise reibungsfrei bewegen können.

Solche merkwürdigen Quanteneigenschaften treten nur bei ultrakalten Atomen und Molekülen auf. Physiker wie Wolfgang Ketterle wollen sie in Zukunft auch technologisch nutzen ebenso wie die Ionenfallen, mit denen Physiker Atome einfangen um sie anschließend zu manipulieren und als Qbits - als überlagerte Bits - in der Quanteninformatik zu verwenden.

Der Bau eines robusten Quantencomputers ist das große technologische Fernziel auch der Atomphysiker. "Aus unserer Forschung wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine neue Quantentechnologie entwickeln, die unsere Welt ähnlich radikal verändern wird, wie die Mechanisierung des 19. Jahrhunderts und die Elektrifizierung des 20. Jahrhunderts", prophezeit Rainer Blatt.
Weitere Nobelpreisträger zu Gast
Ketterle nimmt ebenso wie Carl E. Wieman, die beiden Nobelpreisträger des Jahres 2001, an der Tagung teil. Beide arbeiten in den USA und wurden für die Erzeugung der ersten Bose-Einstein-Kondensate aus Alkaliatomen ausgezeichnet.

Der Franzose Claude Cohen-Tannoudji und der Amerikaner William D. Phillips wurden 1991 für die Entwicklung von Methoden zum Kühlen und Einfangen von Atomen mit Hilfe von Laserlicht mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.

Für interessierte Laien wird William Phillips am Mittwoch einen Vortrag halten. Bei freiem Eintritt können sie sich vom Nobelpreisträger erklären lassen, was Albert Einstein und der absolute Nullpunkt mit dem Phänomen der Zeit zu tun haben.

Mit Norman F. Ramsey (Nobelpreis 1989) und den Ehrengästen David Kleppner und David Wineland sind weitere herausragende Vertreter der Physik in Innsbruck zu Gast.

Armin Stadler, Ö1-Wissenschaft, 17.7.06
science.ORF.at
->   Theodor Hänsch (Max Planck Gesellschaft)
->   Institut für Experimentalphysik, Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010