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Möglicher Auslöser für Morbus Crohn gefunden  
  Forscher haben einen möglichen Auslöser für die chronische Darmentzündung Morbus Crohn entdeckt. Betroffene haben weniger so genannte Defensine, die Schleimhäute vor Bakterienbefall schützen.  
Von dem Gen für das wichtige Verteidigungsmolekül beta-Defensin-2 haben Menschen, deren Dickdarm von der Krankheit befallen ist, eine Kopie weniger als Gesunde. Das hat eine internationale Forschergruppe mit Beteiligung von Gastroenterologen der Universitätsklinik für Innere Medizin IV am Wiener AKH herausgefunden. Doch ob das die wirkliche Erklärung für das Entstehen der Darmerkrankung darstellt, ist noch nicht geklärt.
Chronische Entzündung des Darms
Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine oft schubförmig verlaufende chronisch entzündliche Erkrankung des Darms. In Österreich dürften davon rund 15.000 Personen betroffen sein. In schweren Fällen müssen die erkrankten Darmabschnitte chirurgisch entfernt werden.

Vor wenigen Jahren wurde entdeckt, dass die Morbus Crohn-Patienten offenbar ein Defizit in ihrem angeborenen Immunsystem des Darms aufweisen. Sie bilden weniger "Defensin"-Abwehrproteine
Mangel an Beta-Defensinen
"Man hat Morbus Crohn, der das Ende des Dünndarms betrifft, mit weniger Alpha-Defensin in Verbindung gebracht", erklärt Walter Reinisch, Mitglied des Forscherteams.

Bei einer solchen Erkrankung des Dickdarms gebe es jedoch bereits ältere Arbeiten, die einen Mangel an Beta-Defensin als möglichen Faktor gezeigt hätten.
Forscherteam mit österreichischer Beteiligung
Das Wissenschaftlerteam untersuchte nun verschiedene Gruppen von Morbus Crohn-Patienten auf die Zahl der Kopien des Beta-Defensin 2-Gens in den Zellen.

Das Ergebnis: Patienten mit Morbus Crohn des Dickdarms hatten in vielen Fällen nur drei Kopien dieser Erbanlage statt vier.
Resultat noch keine "ausgemachte Sache"
Seit längerem wird vermutet, dass es dadurch bei den Patienten zu einer geringeren Produktion dieses körpereigenen "Antibiotikums" im Darm kommt. Bakterien könnten sich an die Darmschleimhaut leichter anheften und für Entzündungen sorgen.

Doch eine wirklich "ausgemachte Sache" ist das noch nicht. Reinisch: "Unsere wissenschaftliche Arbeit gibt einen neuen Hinweis. Doch ob ein Mangel an Defensinen die eigentliche Ursache für Morbus Crohn oder eine sekundäre Erscheinung ist, bleibt weiterhin unklar."

[science.ORF.at/APA/dpa 17.7.06]
->   Universitätsklinik für Innere Medizin IV am Wiener AKH
->   Morbus Crohn - Wikipedia
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01.01.2010