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Globalisierung: Historische Wurzeln im Schwarzhandel  
  Laut einer US-Studie haben die englischen Seefahrer des 17. Jahrhunderts einen blühenden weltweiten Schwarzhandel etabliert und in ihre eigenen Taschen gewirtschaftet. Das System war so effizient, dass sie dadurch eine erste Welle der Globalisierung ins Rollen brachten.  
Auch wenn es in den Logbüchern vielfach behauptet wurde: Es lag oft nicht am Wetter, dass Handelsschiffe der britischen "East India Trading Company" (EIC) mit monatelanger Verspätung im Zielhafen einliefen. Viele Kapitäne betrieben illegal privaten Handel.

Sie warteten absichtlich den Wechsel der Jahreszeiten ab, "versäumten" somit die günstige Reisezeit, um nach Europa zurückzukehren, und liefen dann auf eigene Faust asiatische Häfen an.
Tage- und Logbücher analysiert
Dort tauschten sie Waren aus, die sie auf ihren Routen erworben hatten, und bereicherten sich auf Kosten der EIC. Denn die bezahlte für die Verspätungen mit bis zu 36 Prozent des Umsatzes.

Emily Erikson und Peter Bearman von der Columbia University analysierten im Zuge ihrer Studie Daten von 4.572 Handelsreisen, die die EIC zwischen 1601 und 1833 unternahm. Untersucht wurden Tage- und Logbücher, Kontoaufzeichnungen, Soldbücher, Quittungen sowie die umfangreiche Korrespondenz der EIC und der Kapitäne.
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Die Studie "Malfeasance and the Foundations for Global Trade: The Structure of English Trade in the East Indies, 1601-1833" von Emily Erikson und Peter Bearman erscheint auf der Website des American Journal of Sociology.
->   Working Paper (Columbia University; pdf-Datei)
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Etablierung einer weltweiten Handelsstruktur
Die Soziologen stellen fest, dass die Kapitäne jener Zeit die Routen nach Osten ausweiteten und somit eine weltweite Handelsstruktur schufen.

Erstaunlicherweise habe das eigenmächtige Handeln der Kapitäne trotz der finanziellen Belastungen für die EIC langfristig zu einer Gewinnsteigerung geführt, schlussfolgern die Wissenschaftler: Das Erschließen neuer Märkte, sei allen Beteiligten zugute gekommen.
Anfänge des modernen Kapitalismus
Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass dies die erste Verbindung zwischen Nordeuropa und Ostasien gewesen sei, bei der die Entwicklung der einen unmittelbare Auswirkungen auf die andere Region gehabt hätten.

Erikson und Bearman sprechen von einem entscheidenden Schritt für die Entstehung des modernen Kapitalismus.

[science.ORF.at, 17.7.06]
->   American Journal of Sociology
->   Emily Erikson - Columbia University
->   Peter Bearman - Columbia University
->   Mehr zum Thema Globalisierung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010