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"Das ist ein Apfel UND er ist rot" erst ab drei Jahren  
  Die für einen Erwachsenen selbstverständlich scheinende Feststellung: "Das ist ein Apfel UND er ist rot", funktioniert bei Kindern erst ab dem vierten Lebensjahr - dann erfolgt ein kognitiver Entwicklungssprung.  
Bis dahin ist es Menschen nicht möglich, etwa einen Gegenstand gleichzeitig nach zwei verschiedenen Kriterien einzuordnen. Das stellten Wissenschaftler des Fachbereichs Psychologie der Universität Salzburg in einem vom Fond zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützten Projekt fest.
Kleinkinder: Einmal klassifiziert, dann festgelegt
Auch vor dem vierten Lebensjahr können Kinder sehr gut klassifizieren und beispielsweise Äpfel nach Form oder Farbe zuordnen.

Wurde ein Apfel allerdings erstmal als 'Apfel' eingeordnet, ist das Objekt für sie endgültig klassifiziert", erklärte dazu Daniela Kloo von der Uni Salzburg. Den Apfel dann auch noch als "rot" zu sehen, ist Kleinkindern nicht möglich.
Entwicklungssprung erst im vierten Jahr
Um zu verstehen, dass ein Objekt beides gleichzeitig sein kann, bedarf es quasi eines kognitiven Entwicklungssprungs. Laut den Untersuchungen vollzieht sich dieser etwa im vierten Lebensjahr.

Ab dann kann ein Kind ein Objekt unterschiedlich beschreiben und in verschiedene Kategorien einordnen. Der Apfel wird dann gleichzeitig als Apfel und als rotes Objekt gesehen.
Unterschiedliche Kategorien: Immer anstrengend
Wie die Wissenschaftler weiters feststellten, ist ein derartiger Kategorienwechsel aber auch nach dem Entwicklungssprung und selbst für Erwachsene eine gewisse Herausforderung.

Erwachsene Versuchsteilnehmer wurden gebeten, den roten Apfel abwechselnd nach Farbe oder Form einzuordnen. Dabei machten sie zwar kaum Zuordnungsfehler, aber sie reagierten langsamer, wenn sie ein neues Sortierkriterium verwenden sollten.

"Wir gehen davon aus, dass ein Kategorienwechsel grundsätzlich eine große Hürde für unser kognitives System darstellt", erklärte Kloo. Man wird zwar mit zunehmender Übung immer besser, doch gänzlich ohne Anstrengung kommt man nicht aus.
Zum Verständnis von Entwicklungsstörungen
"Die gewonnenen Ergebnisse geben damit nicht nur neue Einblicke in die neuropsychologischen Veränderungen im Laufe der menschlichen Entwicklung", so die Psychologin.

Vielmehr würden sie auch Hinweise auf Interventionsmöglichkeiten bei Entwicklungsbeeinträchtigungen wie Autismus und Aufmerksamkeitsstörungen liefern.

[science.ORF.at/APA, 17.7.06]
->   Institut für Psychologie, Universität Salzburg
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01.01.2010