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Rechtschreibung: Neuer "Duden" und "Wahrig" am Start  
  Pünktlich zum In-Kraft-Treten der neuen Regelungen: Nach dem Wirrwarr um die Rechtschreibreform wollen die beiden Neuausgaben der Wörterbücher "Duden" und "Wahrig" wieder für mehr Klarheit beim Schreiben sorgen.  
Der neue Duden ist in seiner 24. und bisher umfangreichsten Auflage in die Buchhandlungen gekommen, sein Konkurrent Wahrig bereits seit Mitte Juni auf dem Markt. Auch das Österreichische Wörterbuch enthält in seiner 40. Auflage die neuen, ab 1. August gültigen Rechtschreibregeln.

Das Rätselspiel "Sudoku" und die TV-Schmonzette "Telenovela" sind drin - im neuen Duden, das öffentliche Fußballschauen "Public Viewing" dagegen hat es noch nicht geschafft.
Erstmals mit Empfehlungen in Gelb
Der größte Unterschied zwischen den Werken: Der Duden kommt nicht nur außen in sattem Gelb daher, auch beim Durchblättern stößt der Leser auf zahlreiche gelb markierte Wörter.

Erstmals gibt die Redaktion - gelb hinterlegte - Empfehlungen bei Wörtern, für die künftig verschiedene Schreibweisen zulässig sind. So wird etwa zu "Grafik" statt "Graphik" geraten, zu "aufwendig" statt "aufwändig" und zu "Spaghetti" statt "Spagetti".

"Die Anrufe bei unserer Sprachberatung haben gezeigt, dass sich viele bei den Varianten von uns an die Hand nehmen lassen wollen", sagt der Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke.
Duden: Als neuer "Sprachwärter" kritisiert
Ausschlaggebend bei der Wahl der Empfehlungen waren laut Wermke der tatsächliche Sprachgebrauch, ein optimales Textverständnis und das Bedürfnis nach einer möglichst einfachen Handhabung der Rechtschreibung.

"Hier haben wir den Nerv der Schreibgemeinde und gerade auch der Schulen getroffen", ist Wermke überzeugt. "Es ist ein mühsames Geschäft, alle Varianten vermitteln zu müssen."

Die Neuerung ist jedoch nicht unumstritten: Kritiker bemängeln, dass der Duden damit Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung vorwegnimmt, der nun die Rolle eines neuen Sprachwächters einnimmt.
Wahrig gibt sich derzeit noch zurückhaltender
Der Wahrig mit seinem orange-blauen Einband dagegen - ein gemeinsames Produkt der Verlage Bertelsmann und Cornelsen - gibt nur vereinzelt Empfehlungen.

"Wir wollen der Arbeit des Rates nicht vorgreifen", sagt eine Bertelsmann-Sprecherin. Schließlich soll die von den deutschen Kultusministern eingesetzte Einrichtung die Schreibentwicklung gerade auch bei den möglichen Varianten beobachten.

Allerdings bringt der Verlag im August selbst eine "Hausorthografie von A bis Z" mit Empfehlungen für eine Schreibvariante heraus, um etwa Unternehmen eine einheitliche Rechtschreibung anzubieten. Im Jänner folgt auch eine Neuauflage des ähnlich angelegten Bandes "Was Duden empfiehlt".
Beide "bilden Vorgaben des Rates zuverlässig ab"
In Größe, Gewicht und Schriftbild sind sich die beiden Rechtschreibfibeln sehr ähnlich. Auch bei der Zahl der Stichwörter geben sich die Bände kaum etwas: Der Duden listet rund 130.000 Einträge auf, der Wahrig 125.000.

Beide geben einen Überblick über die Rechtschreib-Regeln sowie das neue amtliche Regelwerk, beide bieten ihr Wörterbuch auch als CD-ROM an, und beide bilden die Vorgaben des Rates zuverlässig ab, wie dessen Geschäftsführerin Kerstin Güthert lobt.
Unterschiedliche Extras
Der Duden ist vierfarbig und damit bunter als der Wahrig, kostet aber mehr als der Konkurrent. Während der Duden die Schreibweisen vor der Reform 1996 mit dem aktuellen Stand vergleicht, stellt der Wahrig die Schreibungen von 2004 dem neuen Stand gegenüber.

Eine Liste mit den Wörtern und Unwörtern des Jahres findet sich zusätzlich im Duden, der Wahrig wiederum wartet mit einem beispielhaften Lebenslauf und einem Bewerbungsschreiben sowie einem Kapitel zur Geschichte der Rechtschreibung auf.
Aktualisierungsrhythmus wird beibehalten
Und wie lange halten nun die neuen Ausgaben? "Nachdem die Reform jetzt als abgeschlossen betrachtet werden kann, wollen wir den Wortschatz wie in der guten alten Zeit etwa alle fünf bis sechs Jahre aktualisieren", sagt Duden-Redaktionsleiter Wermke.

Und die Wahrig-Redaktion will nach dem jahrelangen Dauerstreit um das Aufregerthema Rechtschreibreform zum "klassischen Aktualisierungsrhythmus" von etwa zwei Jahren zurückkehren.

[science.ORF.at/APA/dpa, 19.7.06]
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01.01.2010