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Männer und Frauen stören einander beim Schlafen  
  Frauen schlafen ohne ihre Partner viel besser, Männer sind nach gemeinsam verbrachten Nächten intellektuell nicht ganz auf der Höhe: Das haben Wiener Schlafforscher herausgefunden, die das Schlafverhalten von Paaren untersuchten.  
Der Schlafforscher Gerhard Klösch von der Medizin-Universität Wien und sein Team untersuchten die Nachtruhe von nicht verheirateten und kinderlosen Paaren über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen.

Die durchschnittlich 25 Jahre alten Probanden verfügten über getrennte Wohnungen und waren gewohnt, abwechselnd alleine und mit ihren Partnern zu schlafen.
"Aktigraf" ermittelt Schlaf-Ruhe-Profil
Um die Versuchssituation möglichst unverfälscht zu belassen, schliefen die Teilnehmer auch während der Studienzeit je nach Situation alleine oder zu zweit in ihren Betten.

Einziger Unterschied: Sie schnallten sich jede Nacht einen "Aktigrafen" um - ein Armbanduhr-großes Gerät, das die Bewegungen seiner Träger während der Nacht misst und ein Aktivitäts-Ruhe-Profil erstellt.

Das Schlafverhalten der Teilnehmer nach mindestens zehn Nächten Single- sowie Paarschlaf wurde danach von den Wissenschaftlern untersucht und verglichen.
Frauen alleine besser dran
Die Ergebnisse waren eindeutig: Frauen schlafen ohne ihre Männer deutlich besser, d.h. sie sind während der Nacht mit ihren Partnern klar unruhiger und kommen auf eine geringere Schlaf-Nettozeit.

Bei Männern ist es genau umgekehrt: Wenn ihre Partnerinnen im Bett liegen, schlafen sie umso besser.
Männer schlechter bei kognitiven Tests
Der Haken für die Männer: Beim Lösen kognitiver Aufgaben in der Früh zeigten sie deutlich schlechtere Leistungen, als wenn sie alleine geschlafen haben.

Dass die Wahrnehmung weiblicher Hormone die intellektuellen Fähigkeiten von Männern negativ beeinflussen kann, hätten bereits frühere Studien gezeigt, merkt Klösch gegenüber science.ORF.at an. Dazu bedürfe es noch nicht einmal Frauen in Fleisch und Blut, es reichen schon Duftproben.

Nach den gemeinsam verbrachten Nächten schnitten auch die Frauen bei den kognitiven Tests schlechter ab, als wenn sie alleine schliefen. Bei ihnen war der Unterschied aber nicht so deutlich wie bei den Männern.
Auch Sex sorgt nicht unbedingt für Ruhe
Bleibt die Frage nach dem Sex: Hatten die Partner während der Nacht Geschlechtsverkehr, so schliefen die Frauen danach objektiv noch unruhiger als ohne. Allerdings: Ihr subjektives Empfinden am Morgen war besser.

Für Männer, ohnehin die besseren "Partner-Schläfer", wirkte sich Sex sowohl objektiv als auch subjektiv noch positiver auf ihren Schlaf aus.

Bei den kognitiven Tests kam es hingegen bei beiden Geschlechtern zu keinen Änderungen.
Studie mit Verheiraten soll folgen
Gerhard Klösch und sein Team arbeiten zurzeit an der Fertigstellung ihrer Studie, bei der Interpretation ihrer Daten zeigen sie sich noch vorsichtig. Prinzipiell sei es so, dass Frauen mehr unter schlechtem Schlaf leiden als Männer. ("Wenn Männer schlafen, dann schlafen sie", so Klösch.)

Eine Vermutung: Da es sich bei ihrem Sample um nicht verheiratete Paare handelt, befinden sich diese noch in der "Konsolidierungs-Phase" ihrer Beziehung - und das betreffe auch die Gewöhnung an das Schlafverhalten des jeweiligen Partners.

Wie sich der Paarschlaf bei verheirateten oder länger regelmäßig in einem Bett schlafenden Paaren verhält, das sollen künftige Studien der Forscher zeigen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 20.7.06
->   Neurologie, Medizin-Uni Wien
->   Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung
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01.01.2010