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Menschen-Klone hätten kaum Identitätsproblem  
  Sollte es jemals menschliche Klone geben, werden diese kaum Identitätsprobleme haben: jedenfalls nicht auf Grund ihrer genetischen Identität mit Vater oder Mutter, meint eine österreichische Expertin.  
Die Politikwissenschafterin Barbara Prainsack von der Uni Wien befragte für ihre Studie Zwillinge und Geschwister, die Ergebnisse werden im Fachjournal "Social Science & Medicine" veröffentlicht.

Im Sinne der bioethischen und öffentlichen Diskussion rund um das Thema Klonen wären Einsichten in das Identitätsgefühl von geklonten Menschen äußerst wertvoll.
Auch Zwillinge sehen sich als einzigartig
Eineiige Zwillinge sind aus genetischer Sicht idente Kopien, also Klone. "Das Bewusstsein genetischer Identität spielt nach Aussage der interviewten Zwillinge nur eine eingeschränkte Rolle bei der Ausformung ihrer Identität", so die Forscherin. Jene eineiigen Zwillinge, die sich ihrer genetischen Identität bewusst waren, sahen diese Einzigartigkeit positiv.

Prainsack, deren Studie vom österreichischen Genomforschungsprogramm GEN-AU unterstützt wurde, schließt daraus, dass auch künstlich hergestellte menschlichen Klone "nicht von einer negativen Bewertung ihrer Einzigartigkeit geprägt sein" werden.

Vielmehr wäre es möglich, dass Klone ihre besondere Beziehung zum genetisch identischen "Vater" oder der genetisch identischen "Mutter" als Glück empfinden, so die Expertin weiter.
Umwelt spricht Individualität ab
Was laut den Befragungen viele Zwillinge bedauern, ist der Umstand, dass sie häufig von ihrer Umwelt primär als Teil eines Paares und weniger als Individuum wahrgenommen werden. Im Falle von künstlich hergestellten Klonen fiele dieses Manko weg, da sie nicht zugleich mit ihrem Gen-Spender geboren werden und aufwachsen.

"Die Klon-Debatte könnte davon profitieren, ihren Schwerpunkt von der genetischen Gleichheit auf mehr soziale Fragestellungen zu verlagern, unter welchen Umständen die bewusste Schaffung von menschlichen Wesen mit einem bestimmten genetischen Aufbau die Gesellschaft beeinträchtigen könnte", betonte Prainsack.

Gleichzeitig betont die Forscherin, dass Bedenken bezüglich der gesundheitlichen Gefährlichkeit von Klon-Experimenten im Moment eine Freigabe solcher Experimente nicht rechtfertigen.

[science.ORF.at/APA, 21.7.06]
->   Barbara Prainsack - Uni Wien
->   GEN-AU - Genomforschung Österrreich
->   Mehr zum Stichwort Klonen in science.ORF.at:
 
 
 
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01.01.2010