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"Schach dem Herztod": Im Zweifelsfall 144 rufen  
  Knapp 20.000 Herzinfarkte gibt es pro Jahr in Österreich, Herz-Kreislauf-Erkrankungen fordern im gleichen Zeitraum bis zu 45.000 Todesopfer. Aus diesem Grund wurde nun die Kampagne "Schach dem Herztod" gestartet.  
Bei verdächtigen Symptomen sollte jeder Betroffene sofort per Telefonnummer 144 den Notarzt alarmieren.

Beteiligt an der Kampagne sind das Gesundheitsministerium, die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG), ORF, Raiffeisen, Uniqa und die Plakatwerber epa!-Holding.
Knapp 20.000 Herzinfarkte jährlich
Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien: "Es geht darum, möglichst viele Menschenleben zu retten. (...) Rund 13.000 Patienten sind im Jahr 2004 im Spital wegen eines akuten Herzinfarkts behandelt worden.

Weitere 4.000 bis 6.000 sind nicht mehr ins Spital gekommen, weil sie unmittelbar (nach Auftritt der Symptome, Anm.) gestorben sind. (...) Die Spitalssterblichkeit liegt noch immer bei 16 Prozent."
Noch immer hohe Sterblichkeitsrate
Ähnlich auch Helmut Baumgartner von der Universitätsklinik für Innere Medizin II am Wiener AKH: "Die Mortalität von Infarktpatienten ist von 30 Prozent vor 30 Jahren auf 16 Prozent gesunken. Das ist aber noch immer eine sehr hohe Sterblichkeit.

Leider Gottes erreicht ein Viertel bis ein Drittel der Patienten nicht mehr das Krankenhaus. Durch eine Optimierung der Versorgung könnten pro Jahr in Österreich 1.500 bis 2.000 Menschenleben gerettet werden."
Eile ist angesagt
Die Misere liegt daran, dass für die modernsten Methoden zur Wiedereröffnung eines beim Infarkt verstopften Herzkranzgefäßes am besten nicht mehr als 90 Minuten zwischen erstem Arztkontakt und optimaler Behandlung - per Koronarkatheter und Aufdehnung bzw. Implantierung einer Gefäßstütze ("Stent") oder einer Auflösung des Blutgerinnsels per Medikament (Thrombolyse) - vergehen dürfen.

Optimal wäre die Kathetertherapie (PCI). Sie allein könnte schon in neun von zehn Fällen erfolgreich sein und so Leben bzw. durch Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung Herzmuskel-Anteile retten.
Patienten warten zu lange mit Notruf 144
Doch die Österreicher warten bei verdächtigen Symptomen wie plötzlichen und anhaltenden Schmerzen unter dem Brustbein, im Oberbauch bzw. ausstrahlend in den linken Arm, ins Kiefer etc., Vernichtungsgefühl und/oder plötzlicher Luftknappheit viel zu lange.

Der Kardiologe Georg Gaul vom Hanuschkrankenhaus in Wien: "Im Durchschnitt dauert es in Österreich bis zum Alarm 139 Minuten, in Wien sind es immer noch durchschnittlich 119 Minuten. Das ist viel zu lang. Wenn solche Beschwerden länger als fünf Minuten dauern, greifen Sie zum Telefon und rufen Sie 144 an."
Derzeit kein "Infarkt-Wetter"
Das derzeit heiße Sommerwetter ist übrigens kein "Infarkt-Wetter". Laut Gaul ereignen sich die meisten Infarkte in der kalten Jahreszeit, im November, Februar und März.

Tageszeitlich am häufigsten sind sie in den Morgenstunden, dann jeweils am Montag und am Dienstag. Das ist offenbar der Stress bzw. die Gefäß-verengende Wirkung der Kälte.

[science.ORF.at/APA, 24.7.06]
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Herzinfarkt
 
 
 
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01.01.2010