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Studie: Wie Rauchen Alkoholkonsum fördert  
  Zigaretten- und Alkoholkonsum gehen oft Hand in Hand: In einer geselligen Runde wird häufig viel geraucht und noch mehr getrunken. US-Forscher meinen nun, den Grund für dieses Wechselspiel gefunden zu haben: Nikotin senkt den Blutalkoholgehalt, also muss mehr Alkohol zugeführt werden, um den gewünschten Effekt zu erreichen.  
Durch diese großen Mengen an Alkohol entstehen als Nebenprodukt des Alkoholstoffwechsels Giftstoffe, wie etwa Azetaldehyde, berichten Wissenschaftler vom Texas A&M Health Science Center College of Medicine um Wei-Jung A. Chen.
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Die Studie "Nicotine Decreases Blood Alcohol Concentrations in Adult Rats: A Phenomenon Potentially Related to Gastric Function" von Wei-Jung A. Chen et al. erscheint in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Alcoholism: Clinical & Experimental Research".
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Gegenseitige Wirkungsverstärkung von Tabak und Alkohol
Das Konzept der Cross Tolerance, der gegenseitigen Wirkungsverstärkung, hat sich bereits in den 1950er Jahren etabliert. Es wird auch vermutet, dass sich Tabak- und Alkoholreize gegenseitig überlappen und deshalb der Konsum von Alkohol ein Verlangen nach Tabak auslöst und umgekehrt.

Die Interaktion von Alkohol und Nikotin ist jedoch bisher weitgehend unerforscht geblieben. Besonders die blutalkoholsenkende Wirkung des Nikotins gilt als Neuland.
Laborversuch: Nikotin reduziert Blutalkoholgehalt deutlich
Für ihre Studie verabreichten die Mediziner Ratten Nikotin und Alkohol in verschiedenen Dosierungen. Abwechselnd wurden die Substanzen in die Bauchhöhle injiziert oder der Alkohol auf natürlichem Weg durch die Speiseröhre in den Magen geleitet. Danach wurde zu verschiedenen Zeitpunkten der Blutalkoholgehalt gemessen.

Zwei Resultate waren dabei bemerkenswert: Zum einen reduzierte Nikotin den Blutalkoholgehalt deutlich. Zum anderen konnte die blutalkoholsenkende Wirkung des Nikotins nur dann beobachtet werden, wenn Alkohol über die Speiseröhre in den Magen gelangt war.

Chen vermutet nun, dass Nikotin die Weitergabe des Mageninhalts an den Darm verzögert, von wo aus der Alkohol dann in den Stoffwechsel gelangt.
Wechselwirkungen lassen giftige Nebenprodukte entstehen
Alkoholmissbrauch würde häufig auch zum Konsum anderer Drogen führen, sagt Chen. Ein Verhalten, das als besonders gefährlich gilt, denn durch diverse Wechselwirkungen würden große Mengen an giftigen Nebenprodukten entstehen.

Die neuen Erkenntnisse heben den Effekt dieser Wechselwirkungen deutlich hervor. Auch andere Substanzen könnten - gemeinsam mit Alkohol konsumiert - die Magenfunktion beeinträchtigen und somit auch den Alkoholstoffwechsel.

Besonders Jugendliche seien gefährdet, meinen die Wissenschaftler, da diese Alkohol vor allem wegen seiner berauschenden Wirkung konsumieren und somit noch größere Mengen davon zu sich nehmen würden.

[science.ORF.at/25.7.06]
->   Wei-Jung A. Chen - Texas A&M Health Science Center College of Medicine
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01.01.2010