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Forscher entwickelten Thrombosegefahr-Test  
  Wiener Forscher haben einen Test entwickelt, mit dem das Rückfallrisiko, erneut an einer Thrombose zu erkranken, eingeschätzt werden kann. An 900 Personen wurde der Test bereits erfolgreich getestet.  
Das könnte ein zukunftsweisendes Verfahren für die Bestimmung des Risikos einer erneuten Venenthrombose sein. Gleichzeitig könnte die Methode den Ärzten erstmals die Möglichkeit für die Entscheidung geben, ob Betroffene womöglich lebenslang Blutverdünnungsmittel einnehmen sollten oder nicht: Das Wiener Biotech-Unternehmen Technoclone hat für die Beantwortung dieser Frage das neue Testverfahren entwickelt.

Blutgerinnungs- bzw. Thrombosespezialisten der Universitätsklinik am Wiener AKH haben die Methode erfolgreich an mehr als 900 Patienten erprobt. Mittwoch wurden die Ergebnisse in der US-Medizin-Fachzeitschrift "JAMA" veröffentlicht.
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Der Artikel "Identification of Patients at Low Risk for Recurrent Venous Thromboembolism by Measuring Thrombin Generation" (Bd. 296, Nr. 4, 26. Juli 2006, S. 397) erschienen.
->   Artikel
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Thrombin-Menge wird bestimmt
"Es geht darum, dass man bei den Patienten, die eine venöse Thromboembolie gehabt haben, nach Beendigung der gerinnungshemmenden Therapie die Gesamtmenge an Thrombin bestimmt.

Dieser Wert korreliert offenbar gut mit dem Wiederauftreten oder dem Ausbleiben einer weiteren Thromboembolie", erklärte Co-Autor Bernd R. Binder vom Zentrum für Biomolekulare Medizin und Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien zum Prinzip des Verfahrens.
->   Thrombin bei Wikipedia
Problem: Rückfall
Das Problem laut den Wissenschaftlern, das zum größten Teil von der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH unter Paul Kyrle stammt: "Die Antikoagulans-Therapie (Blutverdünnung/Gerinnungshemmung, Anm.) für Patienten mit venösen Thromboembolien besteht aus Heparin und danach für drei bis sechs Monate aus Vitamin K-Antagonisten (Marcoumar/Warfarin, Anm.).

Nach Beendigung dieser Behandlung erleiden aber etwa ein Drittel der Patienten binnen fünf bis acht Jahren eine erneute Thromboembolie. Fünf Prozent sterben daran."
Dilemma: Lebenslange Therapie oder nicht?
Dadurch ergibt sich die Frage, ob man nicht die Patienten lebenslang therapieren sollte, um lebensgefährliche Zwischenfälle zu verhindern.

Doch das ist heikel: Die Blutgerinnungs-hemmende Behandlung - ganz ähnlich ist das bei Herzinfarktpatienten mit dieser Therapie - führt auch zu einem Risiko für schwere Blutungen.

Sinnvoll wäre es somit, einen Test zu haben, mit dem man bei Personen nach einer Thromboembolie und nach der Gerinnungs-hemmenden Behandlung für drei bis sechs Monate bestimmen könnte, ob weiterhin ein Risiko besteht oder nicht.
Test hilft bei Entscheidung
Genau einen solchen Test haben die Wiener Wissenschaftler entwickelt. Es handelt sich um Immunfluoreszenz-Testsystem, mit dem sich im Blut die Gesamtmenge des entstehenden Thrombin als wichtiger Faktor in der Blutgerinnung messen lässt.

Die Kliniker beobachteten 914 Patienten im Durchschnitt knapp zwei Jahre lang. Der Test wurde jeweils 13 Monate nach Beendigung der Antikoagulans-Therapie durchgeführt.
Korrelation: Thrombin und Risiko
Binder: "Dabei stellte sich heraus, dass man das Risiko ziemlich genau an Hand der Thrombin-Messung vorhersagen konnte." Personen, die einen Wert von weniger als 400 Nano-Mol des Proteins im Blut hatten, wiesen nur ein 6,5-prozentiges Risiko für eine weiterer Thromboembolie auf.

Patienten mit höheren Werten hingegen hatten mit 20 Prozent eine dreifach höhere Gefährdung.
Ziel: Breitere Anwendung
Jetzt soll das Verfahren an noch mehr Patienten erprobt und für die breite Anwendung weiter entwickelt werden. Gleichzeitig will man auch versuchen, ob es geeignet ist, bei Kranken nach einem Herzinfarkt zu bestimmen, ob eine weitere Blutgerinnungs-Hemmung per Medikament nach einiger Zeit noch notwendig ist oder nicht.

[science.ORF.at/APA, 27.7.06]
->   Technoclone
->   Zentrum für Biomolekulare Medizin und Pharmakologie
->   Alle Beiträge zum Stichwort Thrombose im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010