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Giftspinnen - heimisch im Mittelmeerraum  
  In den letzten Wochen sorgten vermehrte Bisse von Giftspinnen, besonders der Dornfingerspinne, für Schlagzeilen. Diese Gliederfüßer sind in Südeuropa und im gesamten Mittelmeergebiet beheimatet.  
Zu den bekanntesten Familien gehören laut Jürgen Gruber, Kurator der entsprechenden Sammlung im Naturhistorischen Museum in Wien, die Schwarze Witwe, Braunspinne - und schließlich der Dornfinger.
Dornfinger - giftigster Vertreter in Österreich
Bild: APA
Dornfingerspinne
Der im Mittelmeerraum beheimatete Dornfinger (Cheiracanthium punctorium), die giftigste Spinne der rot-weiß-roten Fauna, ist bereits seit Jahrzehnten auch in Österreich heimisch.

Seine Verbreitung reicht bis Mitteldeutschland und sogar in Südschweden krabbeln sie schon herum. Ihre Bisse haben zuletzt in Österreich für Aufregung gesorgt, wobei Gruber skeptisch ist, dass wirklich immer die bis zu 1,5 Zentimeter lange Sackspinne dafür verantwortlich ist: "Man sollte den Täter jedes Mal 'verhaften' und zur Identifizierung bringen."

Dies ist natürlich leichter gesagt als getan. Ärzte würden nach Ansicht des Experten Läsionen oft Spinnen in die Schuhe schieben.
Schmerzen und Lähmungserscheinungen
Der Dornfinger kann im Gegensatz zu anderen heimischen Arten mit seinen kräftigen Mundwerkzeugen die menschliche Haut durchdringen. Starke Schmerzen mit Lähmungserscheinungen sind die Folgen für die Opfer.

Die Symptome können über Wochen anhalten. Die Bissstelle verfärbt sich in manchen Fällen blau-rot und schwillt an. Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen und sogar Erhöhung der Körpertemperatur sind möglich. Die Wirkung ist mit der eines Wespen- oder Hornissenstichs zu vergleichen.
Biss der Schwarzen Witwe schlimmer
Schlimmer als jener des Dornfingers ist ein Biss der Schwarzen Witwe, deren starkes Nervengift für Kinder gefährlich sein und bei Erwachsenen erhebliche Schmerzen und Muskelkrämpfe bewirken kann.

Vor der Mechanisierung der Landwirtschaft machten oft Erntearbeiter die unliebsame Bekanntschaft mit diesem Freilandtier, so Gruber.
Vier Zentimeter "klein"
Die Schwarze Witwe (Malmignatte) ist eine kleine Spinne. Ihr Durchmesser - samt Beinen - beträgt rund vier Zentimeter. Die in Südeuropa vorkommende Art hat einen schwarzen Körper und rote Flecken auf dem Rücken.

Ihren Namen erhielt die Art durch die unangenehme Angewohnheit der Weibchen, nach der Paarung oft das kleinere Männchen aufzufressen. Die Spinne lebt manchmal auch im Haus. Sie bevorzugt dunkle und kühle Orte.
Braunspinnen - die "Violin spiders"
Nekrotische Erscheinungen (Gewebezerstörend) bewirken die Bisse der 20 im Mittelmeerraum vorkommenden Loxosceles-Arten, auch Braunspinnen oder nach ihrem geigenförmigen Mal Violin spiders genannt.

Die meist in braunen Tönen gefärbten Tiere erreichen eine Länge des Körpers (ohne Beine) von acht bis 15 Millimetern.

Diese Hausspinnen sind zwar an und für sich unaggressiv, können aber durchaus zubeißen, wenn sie sich etwa in einem Pullover verkrochen haben und bedroht fühlen. Gefährlicher als diese in Europa heimischen Hausspinnen sind ihre Verwandten in Südamerika - was Bilder der scheußlichen Wunden beweisen, die im Internet zu finden sind.
Keine Angst vor der Kreuzspinne
Bild: dpa
Kreuzspinne
Keine Angst müsse man hingegen vor der Kreuzspinne haben. Laut Gruber ist ihm in den vergangenen Jahrzehnten kein einziger Fall bekannt, dass Menschen in Österreich verletzt wurden. Die Folgen würden im schlimmsten Fall einem Bienenstich entsprechen.

Generell versteht der Wissenschaftler die Aufregung um Spinnen und den Dornfinger im speziellen nicht wirklich: "Der Bär Bruno ist tot - jetzt brauchen wir eben etwas anderes."

[science.ORF.at/APA, 31.7.06]
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01.01.2010