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"Schonender" Einschlag zerstört Brasiliens Urwald  
  Satellitenaufnahmen zeigen, dass die angeblich schonende Methode des "selektiven Holzeinschlags" häufig zu einer kompletten Entwaldung bestimmter Gebiete im Amazonas-Urwald führt.  
Unter den in Brasilien gegebenen Umständen könne nicht von einer nachhaltigen Bewirtschaftung der "grünen Lunge der Erde" gesprochen werden, schreiben US-amerikanische und brasilianische Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Sie hatten Satellitenaufnahmen aus den Jahren 1999 bis 2004 von rund zwei Millionen Quadratkilometern Regenwald analysiert.
Selektiver Einschlag als "Vorbote" für Entwaldung
Für den selektiven Einschlag werden gezielt wirtschaftlich besonders wertvolle Bäume ausgewählt, nur etwa ein bis drei pro Hektar. Oft werden dabei allerdings weitere Bäume oder andere Vegetation zerstört, die beim Fällen oder beim Transport im Wege stehen.

Auch der selektive Einschlag führe oft zur kompletten Waldzerstörung, berichten die Forscher um Gregory Asner von der Carnegie-Institution in Stanford (US-Staat Kalifornien).

Rund ein Sechstel der von ihnen beobachteten Gebiete sei bereits ein Jahr nach dem Beginn des selektiven Einschlags komplett entwaldet gewesen, nach vier Jahren schon knapp ein Drittel. Die Methode sei ein "Vorbote" für Entwaldung durch Ackerbauern und Viehzüchter.
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Die Studie von Gregory Asner et al. wird demnächst in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America" erscheinen (31. Juli bis 4. August 2006, DOI: 10.1073/pnas.0604093103).
->   Abstract (sobald online veröffentlicht)
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Keine Zeit für Regeneration
Fast der gesamte Einschlag erfolge in der Amazonas-Region in einer Entfernung von 25 Kilometern zu den Hauptstraßen, und innerhalb dieser Gebiete sei die Entwaldungswahrscheinlichkeit bis zu vier Mal größer als in holzwirtschaftlich nicht genutzten Regionen, heißt es in der Studie.

Schutzgebiete und Indianerreservate würden deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen als ungeschütztes Land.

Der praktizierte selektive Holzeinschlag gebe den Wäldern nicht genug Zeit zur Regeneration. Nahezu der gesamte selektive Einschlag sei in Brasilien nicht waldschonend gewesen.
Verlust weltweit: Doppelte Fläche Österreichs pro Jahr
Insgesamt seien im Studienzeitraum jedes Jahr 17.000 Quadratkilometer Urwald durch selektives Schlagen verloren gegangen - das ist etwas größer als die Fläche der Steiermark.

Hoffnung setzen die Forscher nach eigenen Angaben in neue Gesetze der Regierung in Brasilia.

Im Tiefland des Amazonas liegt das größte Urwaldgebiet der Erde. Es umfasst rund sechs Millionen Quadratkilometer. Weltweit gehen jährlich schätzungsweise 16 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren, was in etwa der doppelten Fläche Österreichs entspricht.

Dabei gelten die Regenwälder als die "grünen Lungen" der Erde, weil sie bei der Photosynthese der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid entziehen und Sauerstoff freisetzen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 1.8.06]
->   Gregory Asner - Uni Standford
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01.01.2010