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Alternativen zum Medizin-Eignungstest  
  Die Kritik an dem "Eignungstest für das Medizinstudium", der im Juli in Wien und Innsbruck erstmals durchgeführt wurde, hält weiter an. Die Grünen und die Österreichische HochschülerInnenschaft schlagen Alternativen vor.  
Uni-Schnupperwochen an den AHS-Oberstufen und ein Einstiegssemester am Beginn des Studiums wollen die Grünen, eine gemeinsame Aufstockung der Studienplätze in Österreich und Deutschland fordert die ÖH.
Grüne: Test als "Notwehrreaktion"
Den Eignungstest an den Medizin-Unis lasse er höchstens als Notwehraktion gelten, sagt Kurt Grünewald, Wissenschaftssprecher der Grünen, gegenüber Radio Ö1.

Sinnvoller wäre für ihn eine Schwerpunksetzung in den Oberstufen der Höheren Schulen, Uni-Professoren als Gastlehrer, Schnupperwochen an den Unis und ein Einstiegssemester als Art Grundstudium, das aus fachverwandten Fächerbündeln besteht und aus dem sich Studierende dann das für sie geeignetste Fach aussuchen können.
Plätze bei Bedarf zu erhöhen
Alle Platzprobleme würde das auch nicht lösen, aber für Grünewald steht es ohnehin nicht fest, dass es genügend Medizin-Studienplätze gibt. Die Zahl müsse bei Bedarf erhöht werden können. Unbegrenzt sei das Fassungsvermögen der Medizin-Unis aber nicht.

"Wenn wir alle Bewerber aufnehmen würden, würde die Qualität des Studiums wahrscheinlich leiden. Aber bevor man darüber spricht, muss man erst einmal eruieren, wie viele Ärzte das Land überhaupt braucht; derzeit sind wir nur auf Gerüchte angewiesen."
"Geheime" Bedarfsstudie: Offenlegung
Dabei gebe es bereits eine Bedarfsstudie des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen. Deren Ergebnisse würden aber geheim gehalten, sagt Grünewald und fordert die Offenlegung der Zahlen:

"Es sagen zwar alle, wir haben zu viele Ärzte, aber dann wartet man in manchen Regionen monatelang auf einen Facharzt- oder Operationstermin, und es kommen Spitalsärzte auf mehr als hundert Wochenstunden."
ÖH fordert mehr Plätze und Geld
Eine Aufstockung der Studienplätze und mehr Geld für die Medizin-Universitäten fordert Barbara Blaha vom Vorsitzteam der ÖH.

Und zwar sollten sich Österreich und Deutschland hier koordinieren - denn aus Deutschland komme der Löwenanteil ausländischer Medizinstudenten, so genannte Numerus-clausus-Flüchtlinge.
Wegen Wartezeiten vor Gericht
Den Eignungstest habe die Hochschülerschaft immer abgelehnt, sagt Blaha und freut sich, dass jetzt offenbar auch andere das so sähen.

Untragbar sei auch, dass hunderte Medizinstudenten bis zu zwei Jahre ihr Studium unterbrechen müssten, und auf "schnöde" Wartelisten kämen.

Dagegen zieht die ÖH vor Gericht, so Blaha, denn laut Uni-Gesetz dürfe es zu keinen Wartezeiten kommen, die Unis müssten zusätzlich parallele Lehrveranstaltungen anbieten:

"Für uns war wichtig festzuhalten, wessen Verantwortung es ist, Lehrveranstaltungen anzubieten. Hier ist das Gericht zum Schluss gekommen, dass es nicht die Verantwortung der Unis ist, also muss die Regierung reagieren." Mit einem positiven Gerichtsentscheid rechnet Blaha im Herbst.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft, 2.8.06
->   Grüne Österreich
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01.01.2010