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Meereswürmer ähneln Menschen - auf Proteinebene  
  Wiener Forscher fanden bei der Untersuchung von Meereswürmern heraus, dass diese Strukturen besitzen, die große Ähnlichkeit mit menschlichen Immun-Rezeptoren aufweisen.  
Ein Wurm-Protein senkte im Versuch mit Zellkulturen sogar die Infektionsrate mit HIV, berichtet eine Arbeitsgruppe um Jörg Ott vom Department für Meeresbiologie der Uni Wien.
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Kongress zum Thema
Die vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützten Arbeiten werden beim "International Symbiosis Society Congress 2006" vorgestellt, der vom 4. bis 10. August 2006 an der Universität Wien stattfindet. Rund 300 Wissenschaftler aus 39 Ländern präsentieren dabei Forschungen zum Thema.
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Vorteile für alle Beteiligten
Als echte Symbiosen bezeichnet man das Zusammenleben von Vertretern verschiedener Arten, wobei alle Partner einen Vorteil ziehen. Ein klassisches Beispiel sind etwa Korallen, vielfach leben in den Körpern der Polypen symbiontische Algen. Die Algen sorgen für Nahrung, indem sie Sonnenlicht etwa in Zucker verwandeln. Die Korallenpolypen bieten den Algen dafür Schutz und nötige Nährstoffe.

Daneben gibt es auch Symbiosen, bei denen nur ein Teil profitiert. Wird ein Partner effektiv geschädigt, sprechen die Forscher von Parasitismus. Die Übergänge können dabei fließend sein.
->   Symbiose - Wikipedia
Extreme Lebensräume
Ott arbeitet mit seinen Mitarbeitern, darunter Silvia Bulgheresi, an Meereswürmern, die in enger Symbiose mit Bakterien leben. Die Mikroorganismen leben dabei an der Oberfläche der Würmer. Sie sind in der Lage, Schwefelverbindungen gleichsam als Treibstoff zu verwenden und ermöglichen es ihren Wirten so, extreme Lebensräume zu besiedeln.
Protein senkt HIV-Infektionsrate
Die Wiener Meeresbiologen klärten den Mechanismus, wie Bakterien und Würmer einander gleichsam erkennen. Diese Fähigkeit wird durch den Eiweißstoff namens "Mermaid" (Meeresjungfrau, Anm.) vermittelt, der an der Oberfläche der Würmer sitzt. Nun entdeckten die Forscher, dass dieses Bindungsprotein einem Rezeptor an der Oberfläche von menschlichen Immunzellen überraschend ähnlich sieht.

In Versuchen mit Zellkulturen zeigte sich sogar, dass das Eiweiß, wenn es künstlich zugesetzt wird, die Infektionsrate mit dem HI-Virus signifikant senken kann. Möglicherweise kann Mermaid in Zukunft zur Vorbeugung infektiöser Krankheiten eingesetzt werden.

[science.ORF.at/APA, 4.8.06]
->   Department für Meeresbiologie, Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010