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Hochwasser: Verbauungen verschlimmern Situation  
  Hochwasserschutz ist nicht gleich Hochwasserschutz: Vor allem Flussverbauungen im alten Stil, als die Gewässer in mehr oder weniger tiefe, aber enge Betten gezwungen wurden, können die Situation verschlimmern.  
Ein weiteres Problem ist für viele Experten die so genannte Bodenversiegelung, die zu einem beschleunigten Abfluss von Regenwasser führt.

Heute sind sich Wasseringenieure wie Naturschützer einig, dass die Flüsse wieder mehr Platz brauchen.
Flussordnungszahl: Maß der Wassermenge
Wie schnell ein Hochwasser kommt und geht, hängt nicht alleine von der Wettersituation ab, sondern auch davon, an welchem Flussabschnitt man sich befindet. Die so genannte Flussordnungszahl (FLOZ) gibt an, welche Strecke ein fließendes Gewässer seit seiner Quelle schon zurückgelegt und wie viele einmündende Bäche und Flüsse es in sich aufgenommen hat. Die FLOZ ist somit auch ein Maß für die Größe des Einzugsgebietes eines Flusses.

Ein regionales Unwetterereignis, etwa ein heftiges Gewitter, kann sich auf einen Fluss mit kleiner FLOZ, etwa einen Quell- oder Bergbach besonders heftig auswirken. Etwa an der March (FLOZ 8) oder an der Donau (FLOZ 9) wird ein regionales Unwetter dagegen kaum am Wasserstand messbar sein.
Hochwasser auch ohne "Tropfen Wasser"
Flüsse mit hoher FLOZ sind meist von Dauerregen in großen Bereichen des Einzugsgebietes betroffen, so kann Budapest von einem Hochwasser heimgesucht werden, ohne einen Tropfen Regen abbekommen zu haben.

Führt ein Strom wie die Donau aber einmal Hochwasser, kann es Wochen dauern, bis sich wieder ein halbwegs normaler Wasserstand einpegelt. Bei lokalen Ereignissen kann die Sache dagegen in wenigen Stunden ausgestanden sein.
Verbautes Gebiet nimmt weniger Wasser auf
Generell werden Überschwemmungen durch anthropogene - von Menschen verursachten -Faktoren verschlimmert. So kann ein Waldboden bei Niederschlägen viel Wasser aufnehmen und auch ins Grundwasser ableiten, ohne dass vorläufig etwas in einen Bach oder Fluss gelangt.

Durch landwirtschaftliche Maschinen verdichtete oder gar durch Gebäude und Straßen versiegelte Böden schaffen das nicht, das Regenwasser wird mehr oder weniger direkt in die Flüsse geleitet.

Ein Hochwasser in einem verbauten, alpinen Gebiet fällt deshalb heftiger aus, als in einem vergleichbaren unverbauten Gebiet.
Bodenporen entscheiden über Wasseraufnahme
Wie viel Wasser ein Boden aufnehmen kann, ist nicht generell zu beantworten. Allgemein gehen Wissenschaftler davon aus, dass gesunde Böden einen durchschnittlichen Volumsanteil an Poren von rund 50 Prozent haben.

Davon sind etwa 15 bis 30 Prozent Grobporen, diese leiten - so möglich - Wasser weiter ins Grundwasser, die restlichen Feinporen sind für die Speicherung verantwortlich.
Auch Hochwasserschutz sorgte für weniger Platz
Dazu kommt, dass heute den Flüssen durch Verbauungen - und kurioserweise auch durch Hochwasserschutzmaßnahmen - weniger Platz zur Verfügung steht, als beispielsweise noch vor Jahrhunderten.

Wenn ein Fluss nicht in eine geräumige Au in die Breite ausweichen kann, sondern in ein enges Flussbett gezwungen ist, kann die Flut nur in die Höhe ausweichen.

Auch fließt das Hochwasser in einem kanalartigen Fluss rascher ab, die Situation verschärft sich flussabwärts, also mit steigender FLOZ.

Heinz Jaksch/APA, 8.8.06
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01.01.2010