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Neuer Treibstoff aus Holz  
  Forschern der TU Wien ist es gelungen, einen Treibstoff aus Holz zu erzeugen. Die Bio-Energiequelle der "zweiten Generation" verspricht eine höhere Ausbeute als andere erneuerbare Rohstoffe wie z.B. Raps.  
Derzeit produzieren die Forscher noch in kleinen Mengen. Aber in fünf bis zehn Jahren könnten Autos bereits mit Treibstoff aus Holz fahren.
Ein Liter Benzin aus fünf Kilo Holz
In der Ökostadt Güssing machen die Wiener Techniker aus fünf Kilo Holz einen Liter flüssiges Benzin. Im Gegensatz zur ersten Generation alternativer Treibstoffe wird dabei die ganze Pflanze genutzt.

So wurde etwa für Biodiesel nur der Öl-Anteil der Pflanze verwendet oder für Äthanol nur der Zucker- oder Stärkeanteil. Daher ist die Ausbeute aus dem Rohstoff Holz mehr als doppelt so groß als bei Raps.
Lego-Baustein-Prinzip
Fünf Jahre haben die Techniker am Treibstoff der Zukunft gearbeitet.

Zuerst wird Holz in einem Vergasungsreaktor mit Dampf bei etwa 900 Grad in gasförmigen Zustand übergeführt. Dabei werden die großen Makromoleküle des Holzes in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt: in Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid. Wie aus Lego-Bausteinen kann man aus diesen Teilen verschiedene Substanzen herstellen: Kunststoffe und Treibstoffe zum Beispiel.

Aus dem Wasserstoff synthetisieren die Techniker eine so genannte Wasserstoffkette. Diesem langkettigen Molekül können die Forscher maßgeschneiderte Eigenschaften mitgeben, die besser sind als die derzeit in Diesel vorkommenden Kohlenwasserstoffe.
Künftiger Treibstoff für gängige Motoren
Forschungsleiter Hermann Hofbauer vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien: "Die ersten Tests zeigen uns, dass wir bei allen klassischen Emissionen, sprich NOX-und Partikel-Emissionen deutlich günstiger liegen, obwohl wir den Treibstoff in den herkömmlichen Kraftfahrzeugen verwenden."

Es ist daher nicht nötig, neue Motoren zu konzipieren, sondern mit Hilfe des Baukasten-Prinzips wird der Treibstoff für die heute gängigen Modelle maßgeschneidert, sei es Benzin, Diesel oder Flugbenzin. Und es belastet die Umwelt weniger als fossiler Treibstoff.
Vom Landwirt zum Energiewirt
60 Prozent des Holzes wird bei dem Verfahren in Güssing zu Treibstoff umgewandelt. Weitere 25 Prozent werden zur Stromerzeugung genützt. Für die gesamte Treibstoff-Versorgung Österreichs reicht das Holz aber nicht.

Wollte man den gesamten Treibstoff aus Holz herstellen, würde man dreimal soviel Holz brauchen als in den österreichischen Wäldern wächst. Künftig wäre das aber auch eine Chance für die Waldbauern. Der Landwirt könnte zum Energiewirt werden.

In der Region Güssing ist das keine Utopie mehr. Die Region ist bereits energie-autark: Alle Energie, die gebraucht wird, wird aus biogenen Stoffen hergestellt, die in der Region wachsen.

Edith Bachkönig, Ö1 Wissenschaft, 8.8.06
->   Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Biowissenschaften der TU Wien
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Wiener Techniker entwickeln Haushaltsroboter (07.08.06)
 
 
 
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01.01.2010