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Ornithologe: "Klimawandel verändert die Vogelwelt"  
  Durch den Klimawandel wird sich die Vogelwelt in den kommenden Jahrzehnten deutlich verändern, prophezeit der deutsche Ornithologe Franz Bairlein anlässlich einer internationalen Konferenz.  
"Ein großer Wandel kommt auf uns zu", sagte der Direktor des Deutschen Instituts für Vogelforschung in Wilhelmshaven am Rande des 24. Internationalen Ornithologen-Kongresses in Hamburg, der bis 19. August dauert.

Anders als andere Forscher will er aber keineswegs ein Schreckensszenario zum Artensterben skizzieren. "Wir werden einige Vogelarten verlieren, aber auch andere dazugewinnen", betonte der 53-Jährige.
"Neuankömmling": Bienenfresser
Schon jetzt siedeln sich nach seinen Angaben auf Grund der globalen Erwärmung etwa in Deutschland andere Vögel an als noch vor einigen Jahren, zum Beispiel der Bienenfresser.

Der farbenprächtige, exotisch anmutende kleine Vogel war lange Zeit nur im Mittelmeerraum anzutreffen. "Seit den neunziger Jahren ist der Bienenfresser auch in Deutschland zu Hause. Wir haben hier mittlerweile 500 Brutpaare", sagte der Vogelkundler.
Klimawandel in Vogelwelt bereits spürbar
Während die meisten Menschen die Konsequenzen des Klimawandels für sich eher in der Zukunft sehen, sind die Auswirkungen der globalen Erwärmung Bairlein zufolge in der Vogelwelt heute schon deutlich erkennbar.

"Wir beobachten, dass viele Zugvögel bis zu drei Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück kommen als noch vor 30 Jahren, und manche fliegen im Herbst später ab als früher", sagt Bairlein. Das gelte etwa für die Amsel oder den Trauerschnäpper.
Beispiel: Früheres Brüten
Viele Vögel beginnen außerdem auf Grund der milderen Temperaturen im Frühling und durch den früheren Laubaustrieb eher mit dem Brüten.

"Es gibt eigentlich keinen anderen Faktor als die Klimaveränderung, der als Ursache dafür in Frage kommt", sagte der Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft.

Wie genau sich die globale Erwärmung auf die Artenvielfalt und Verbreitung von Vögeln künftig auswirken wird und von welchen Zeiträumen dabei auszugehen ist, sei heute noch nicht abzusehen, betont der Vogelkundler. "Das kommt auch darauf an, wie rasant die Entwicklung verläuft."
Flexible Naturschutzkonzepte gefordert
Einige Arten dürften unter der Erwärmung und damit einhergehenden veränderten Bedingungen ihres Lebensraums in jedem Fall leiden oder gar verschwinden, andere dagegen profitieren.

"Für manche Küstenvögel wird es sicher schwer. Es ist nicht auszuschließen, dass das Wattenmeer bei einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels verloren geht, und dann fehlt der Lebensraum", sagt Bairlein.

Sein Fazit: "Wir brauchen mehr flexible Naturschutzkonzepte, die die klimabedingten Veränderungen berücksichtigen."

[science.ORF.at/APA/dpa, 14.8.06]
->   24. Internationalen Ornithologen-Kongresses: 13.-19.08.06
->   Deutsche Ornithologen-Gesellschaft
 
 
 
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01.01.2010